Montag, 16. November 2009

Lowberg

"Ein Hoch auf die U-Bahn!" rief ein sichtlich zufriedener und erlöster Baudezernent Brinkhoff am vergangenen Samstag aus, es flogen aber keine Helme in die Luft, nur allein sein Hut, vom launischen Herbstwind boshaft mitten in die graue Bergarbeitersiedlung geweht. Kein 'Hurra!', kein 'Hürra!', sondern ein widerwilliger Applaus, der so tröpfelnd kam wie der Regen an diesem Novembertag. Dabei waren die anwesenden Vertreter der Städte Voerde und Dinslaken voll des Mutes, ging es doch endlich weiter mit dem ins Stocken geratenem U-Bahnbau. Mit der Endstation "Lohberg", Endhaltestelle der U1, war nach 2-monatiger Zwangspause durch "Grubenwasser" endlich der langwierige Ausbau der Linie nach Südosten abgeschlossen. Und was hatte es für Diskussionen gegeben, als kurz hinter dem Rotthauser Busch der Tunnelbau zwar nicht Schiff- aber Rohrbruch erlitt. Als Dezernent Brinkhoff vor den Kameraaugen der Presse die Unfallstelle im weißen Kittel inspizierte, sprach Winand Schürmann (VUG) anschließend und fortan nur noch von "Professor Brinkmann", der "mit geradezu chirurgisch exakter Fehlplanung den unfreiwilligen Aderlass" des Sumpfpumpenrohrs C31-A aus ehemaligen Bergbauzeiten "zu verantworten hätte." Andererseits, so gab der VUG-Generalsekretär zu, hätte der von Brinkhoff sofort befohlene Baustopp "wohlmöglich Leben gerettet", und der eilig gelegte Bypass zum Lohberger Leitgraben, würde dem "Patienten U-Bahn" wohl noch einige lebhafte Tage ermöglichen, "bis zum Verkehrsinfakt". Doch nun, wo die Bauarbeiten endlich unter dem Förderturm der ehemaligen Traditionszeche "Lohberg I" zum Stillstand kamen, konnte er dem Ganzen sogar ein positives Resümee abgewinnen: "Wenn Lohberg schon nicht hoch hinaus darf (Schürmann bezieht sich dabei auf die nicht genehmigte Errichtung einer Zitadelle auf der Oberlohberger Halde, Anm. d. Red.), geht es wenigstens weiter abwärts." Konsequenterweise sollte man sich deshalb vielleicht um eine Weiterführung der Strecke über Wehhofen und Dreilinden bis zum St. Camillus bemühen, so Schürmann.

Donnerstag, 27. August 2009

voerde 2

wer trotz der nässe zu fuß von der spellener straße in die bülowstraße einbiegt, den dortigen plattenbau und auch die letzten datschas auf der folgenden querstraße hinter sich gelassen hat, steht vor dem komplex wilhelmstraße 58 – 64: nicht nur bei regen grau, von sachlicher monumentalität, wenn auch auf voerder maß zurechtgestutzt drohend und martialisch die strengen reihe der kleinen fenster und trotz der vier türen sieht er weniger einladend als abweisend aus, eingänge, durch die man wohl hineinzukommen scheint, aber sich nicht sicher sein kann, auch aus seinen vermutlich weit verzweigten kellern wieder herauszukommen. eine endstation vor der roten backsteinmauer des babcock-waldes, ist es aber nicht unterschlupf der fünften kolonne, sondern das hauptquartier der VUG (VoerderUntergrundGegner) und ihres apparats von handzettelverteilern und graffitisprayern. bis zum ankauf der stockumer schule durch die VVV campierten diese alt-aktivisten in dem jugendzentrum, daß sie selbst damals gegen die stadtväter durchgesetzt hatten und dessen diese sich jetzt unter der notwendigkeit der dort entstehenden haltestelle „stockum“ entledigen konnten. aber die VUG besteht nicht nur aus alt68er, sondern ist ein heterogenes gebilde auch aus gester bauern, den im verdacht der heimlichen finanzierung stehenden, ansässigen autohäusern, anti-emmelsummern und fortschrittlichen kräften aus friedrichsfeld, die für ihr dorf mehr oder bürgernahe haltestellen fordern: „friedrichsfeld war voerde 2, aber fährt nicht zweiter klasse“, so die überschrift eines flugblatts der VUG. es könne nicht sein, daß der franzosenfriedhof umgegraben wird und der neue industriepark, den mangels investoren schon der ginster zurückerobert, friedrichsfelds einzige verbindung zur neuen, der unterirdischen welt sei.

närrische zeiten das

der VKV ist keine splittergruppe der bekannten VUG (VoerderUntergrundGegner), sondern der 1. Voerder-Karnevals-Verein, der sich insofern in die debatte um die 1. voerder u-bahn eingebracht hat, als er seine nächste session unter das derzeit populäre motto „voerde down under“ stellen will. „die VVV ließe wohl nichts unversucht, die bahn unter die erde und unter die leute zu bringen“, so winand schürmann, generalsekretär der VUG vielsagend und schlug vor, daß VKV und VVV doch ihre nächsten festsitzungen gleich gemeinsam ausrichten könnten, begrüßte aber, daß das närrische des projektes einer voerder u-bahn so endlich treffend zum ausdruck gebracht würde. im flugblatt nr. 47 der VUG regte er weiter an, den alljährlichen umzug der narren und narrelesen - zur akustischen entlastung der anwohner und reduzierung der konfettiverschmutzung. - zukünftig doch unterirdisch stattfinden zu lassen. voerde hätte ja bekanntlich 38000 einwohnern, von denen man 1000 immer sähe und den rest nur an karneval und diese müßten dann vielleicht nur noch die unglücklichen inhaber von monatskarten ertragen: seiner meinung nach wäre auch die ursprüngliche streckenplanung der U1 - im volksmund auch „zuch“ genannt - verdächtig nah an der route der in voerde sesshaften heloten und helauten orientiert gewesen, deren geisterhaft in den tunneln widerhallendes grölen, am aschermittag, wenn tatsächlich so alles vorbei sei, von den streckengängern vergeblich zu orten versucht werden müßte. jenseits aller polemik sei es aber eine tatsache, daß die die innenstadt zerreißende unterführung am bahnhof nur gebaut wurde, damit der voerder karnevalszug nicht mehr länger von zügen der deutschen bundesbahn abhängig ist. bekanntlich warten s-bahnen nicht auf karnevalszüge und umgekehrt: warten müsse nur der fahrgast. auch die durchfahrtshöhe sei ja weniger an lastwagen, als vielmehr den mützen karamelle werfender karnevalsprinzen angemessen. auch diese ausgeburt voerder backsteinfantasien wäre also mit der voerder u-bahn, laut dem gewieften dialektiker schürmann - welcher sich jedoch nicht als büttenredner betätigen will - wenn nicht aus der voerde, so doch aus der welt zu schaffen. er hege den verdacht, da alle überirdischen projekte der stadt an ihrer häßlichkeit gescheitert wären, sie sich jetzt auf unterirdische projekte konzentriere, "weil es da unten ja so dunkel ist." helau!

Mit der U-Bahn nach O-Holthausen

Da musste er wohl einen Gegenpol setzen, der Holthausener Heimatbund. War doch im Frühjahr erst die benachbarte Haltestelle "Stockum" mit geradezu revolutionärem TamTam eingeweiht worden. Jugendliche mit langem Haar, Stammgäste des ehemaligen Jugenzentrums Stockumer Schule (heute U-Bahnstation, Anm. d. Redaktion) hatten die Gunst der Stunde genutzt und so wurde zur Eröffnung der Haltestelle gleich noch den Opfern der Märzunruhen 1920 mitgedacht. Das gemeinhin sehr umstrittene Gedenken der gefallenen "Spartakisten" wurde jedoch von Anwohnern und Politik relativ gelassen in Kauf genommen, denn mit der Schließung des Jugendzentrums war nach "Jahren der Qual" nun endlich Schluss mit "Remmidemmi und Rowdytum", so Else Dönkens von der Stockumer Siedlergemeinschaft Schafstege. Also durfte auch die Internationale gesungen und bunte Fähnchen geschwungen werden, als die Bauarbeiter des VVV mit ihren Schutzhelmen im Dunkeln des Tunneldurchstichs erschienen. Doch jetzt, wo der unterirdische Nahverkehr rund vier Monate später auch Holthausen erreicht hat, suchte man vergeblich nach schmetternden Schalmeienkapellen und roten Fahnen. Wie erwartet zeigten sich die Holthausener musikalisch deutlich zurückhaltener. Der Fanfarenzug der Pfälzer Kolonisten sowie der Shanty-Chor "Reeshoven" boten zu diesem gedenkwürdigen Anlass ein sentimentales Programm, bei dem selbst Winand Schürmann (VUG, d. h. VoerderUntergrundGegner) eine "gewisse Gänsehaut" bekam, was aber laut eigener Auskunft auch an seiner Abneigung gegen "Amazing Grace" liegen könne. Dennoch schien er insgesamt der Holthausener Veranstaltung eher wohlgesonnen zu sein. "Mir gefällt diese gewisse Verschlagenheit der Holthausener, wie sie hier ihr riesiges Territorium deutlich abstecken mit einer unmissverständlichen Grenzstraße, wie sie sich teilen, um dem VVV (Voerder-Verkehrs-Verbund) gleich 2 Haltestellen abzuluchsen." Auch fände er es Klasse, dass sich die Holthausener einst aus Mangel an Geschichte einfach ein Wappen ausgeliehen hätten, dessen Kompassrose doch um einiges weltmännischer sei als die drei gelben Stockumer Hühner. "Stockum ist mir suspekt. Da hatten sie schon den höchsten Punkt der Gemeinde in ihrer Mitte, aber statt einen schmucken Aussichtsturm zu errichten, fiel ihnen nichts anderes ein als dort den Galgen aufzustellen!" giftete der Generalsekretär der VUG in Richtung Westen. Und auch der Holthausener Heimatbund geizte nicht mit Sticheleien, als der Vorsitzende Heinz Vennof, genannt "de Ape", im Festzelt bei Grüter auf den benachbarten Stadtteil zu sprechen kam. "Ihr Lieben, der ein oder andere wird sich erinnern, wie Stockum an genau dieser Stelle, an der heute unser Anschluss an das Voerder U-Bahnnetz erfolgt ist, einst die Telefonschranke errichten ließ, wo unsereins dann fernmündlich um Einlass betteln sollte. Und sicherlich erinnert ihr euch auch daran, dass kaum ein Mensch dahin wollte, wo der Hund bekanntlich im Busch begraben liegt, also war es bald vorbei mit diesem Projekt. Wir dagegen wollen heute, mit der Eröffnung der Station 'Oberholthausen"' die Schranken öffnen für einen freien Wandel über alle Grenzen hinaus. Während die Stockumer mit Schildern verkünden, wo Voerde aufhört, wollen wir mit dieser Haltestelle zeigen, wo Voerde erst richtig anfängt!" Anmerkung der Redaktion: Die Haltestelle wird erst mit Abschluss der Fliesenarbeiten für die Öffentlichkeit zugänglich sein. In kunstvoller Handarbeit wird im Bahnsteigbereich der Station eine Szene aus Dr. Paul Schlichthaars Volksstück "Der Graf von Heidelust" als Fliesenmosaik abgebildet werden.

ein leserbrief

sehr verehrter herr brinkhorst*

ich bin die glückliche inhaberin einer monatskarte der voerder u-bahn mit der laufenden nr. 1 und wohne seit dem krieg in voerde 3 (alte postalische bezeichnung von möllen, anm. der redaktion) auf der schlesierstraße und der 918er fährt ja sehr unregelmäßig: zur vollen stunde nur bis zum rathaus, aber z. b. um 17 uhr auch, um halb nur als taxi-bus und an schultagen zehn minuten früher. woher soll ich alte frau wissen, wann schule ist? weil, ich muß doch im sommer zu meinem mann in voerde. wir haben uns immer gut verstanden, aber mit dem 16er ist es wirklich eine himmelfahrt, wenn man auch viele alte bekannte trifft, die zum arzt oder auch zum friedhof gießen fahren müssen. aber daß es eine u-bahn in voerde gibt, mit der man doch viel schneller unterwegs ist, wollte mir leider niemand glauben. auch lese ich immer die flugblätter, von wem die waren, kann ich ihnen allerdings nicht mehr sagen (von der VUG, d. h. VoerderUntergrundGegner - hier flugblatt nr. 37 - die bekanntlich überhaupt die existenz einer voerder u-bahn hartnäckig leugnet, anm. der redaktion), aber ich erinnere mich, da stand, es würde überhaupt noch gar keine geben, keine u-bahn nämlich, eine unverschämtheit, wie ich ihnen im nachhinein sagen muß, da ich doch schon oft in der haltestelle möllen-bahnhof eingestiegen bin. die soll ja bald „eronik“ heißen, aber da kann ich ihnen was erzählen, ich bin eine alte frau, aber ich merke noch, wenn die tapeten feucht sind, weil nicht immmer geheizt ist. „dringende renovierungsarbeiten wären aufgeschoben“: auch gibt es in der haltestelle möllen-bahnhof keinen aufzug, wenn ich das so sagen darf, aber ich kann mit der U2 bis zum sportzentrum ohne umsteigen fahren, in zehn minuten bin ich da und dann ist es ja auch zu fuß nicht mehr so weit und wenn ich meine schwester besuchen will, weiter sogar bis zum franzosenfriedhof. aber ich habe mich nie wirklich mit meiner schwester verstanden und sie hatte immer so einen großen hund, wissen sie. warum gibt es aber auch keine maulkörbe für hunde in der u-bahn: das sollten sie vielleicht, wenn ich mir erlauben darf, einführen. u-bahn fahren ist aber schon schön, wenn es auch leider wenig aussicht gibt, aber das kann man wohl nicht ändern, aber die stimme der dame, die die haltestellen ansagt, ist wirklich sehr schön. vielleicht kann man noch während der fahrt klassische musik spielen? (schon seit sechs monaten wird in einem pilotprojekt auf der U1 spellen bahnhof – schacht lohberg barockmusik von vivaldi eingespielt, anm. der redaktion), das beruhigt ja vielleicht ja auch manche fahrgäste: ist denn das rauchen ab friedrichsfeld wirklich erlaubt? wie gesagt, ich habe meine schwester nie so recht gemocht. ich muß dann immer so husten, auch mein mann hatte es schon zu lebzeiten immer mit den bronchien, aber vielleicht wird es ja auch mal einen wachdienst geben, wenn die voerder u-bahn mal gebaut wird? wenn es aber noch gar keine voerder u-bahn geben sollte, wie manche immer noch behaupten, möchte ich sie höflich um rücknahme meiner monatskarte und erstattung der kosten bitten.

in erwartung ihrer antwort verbleibe ich
mit freundlichen grüßen
ihre käthe matzken

* gemeint ist wohl herr brinkhoff, baudezernent d. stadt voerde, anm. der redaktion

Donnerstag, 20. August 2009

einmal am rhein

37 grad celsius bei einem kaum merklichen südwind von 8 km/h. die luft ist wegen der am nachmittag zu erwartenden gewitter zunehmend schwül. die niederschlagswahrscheinlichkeit beträgt trotzdem nur 20%. der pegel des rheins steht - bei gleichbleibender tendenz - auf 277cm. ganz in dessen nähe – im „görsickerfeld“ in götterswickerhamm an der straße nach löhnen - geht heinrich pontkees, aufsichtsratsvorsitzender des VVV (voerder-verkehrs-verbund) seiner lieblingsbeschäftigung nach und weiht gerade die haltestelle „görsicker“ (zukünftig zu erreichen mit der U2 „emmelsum hafen – anita-thyssen-heim) ein. während die plakate der VUG (VoerderUntergrundGegner) in den vereinzelten windböen (mit einer stärke von 40 km/h) zu flattern versuchen, betreibt der ehemalige oberstudienrat mal wieder geschichtsunterricht: „was andere verschüttet, abgerissen und niedergelegt haben, wir graben es aus, bewahren es und bauen es – wenn notwendig – auch wieder auf. die voerder U-bahn erschließt nicht nur den untergrund von voerde, vielmehr derart auch dessen versunkene geschichte. dem wollten wir beispielhaft rechnung tragen, in dem wir diese haltestelle, vor der wir heute glücklicherweise stehen können, nicht einfach „görsickerfeld“, sondern ganz bewußt nur „görsicker“ getauft haben. alte kirchenbücher bezeugen seit ende des 17. jahrhundert diesen namen für das rheindorf, das erst auf beschluß des regierungspräsidenten in düsseldorf aus dem jahre 1934 (?!) wieder den namen „götterswickerhamm“ führen muß.“ auch für herz- und kreislaufgefährdete personen war dies bei den bestehenden witterungsverhältnissen allerdings keine sensation. Insgesamt verlief überhaupt die „zeremonie“ – so winand schürmann, generalsekretär der VUG – laut aussage der bei solchen anlässen auch aus sicherheitsgründen immer anwesenden kräften der polizei und der feuerwehr ruhig. pontkees und schürmann sind danach wie gewöhnlich ein bier trinken gegangen, heute in der naheliegenden „arche“. auch das ist voerde. nur von ferne war schon donnergrollen zu hören

Montag, 17. August 2009

einfache fahrt

noch nicht versucht worden ist, jedenfalls nach kenntnis des verfassers dieser Zeilen, eine klassifikation von städten nach den vorlieben ihrer selbstmörder zu unternehmen. selbst in wien, wo nicht der mommbach, sicher aber noch die schöne blaue donau fließt, hat es trotzdem nicht wenig freiwillige gastote gegeben. in den achtziger jahren des vergangenen jahrhunderts befreiten sich manche voerder jugendliche bekanntlich von weltschmerz und privater seelenkümmernis endgültig, auch vielleicht angeregt von einer damaligen fernsehserie, indem sie sich vor einen nachtzug der linie arnheim – oberhausen warfen und zwar bevorzugt in der höhe zwischen schwanen- und prinzenstraße (wie diese vor sperrung des übergangs noch westlich wie östlich der bahnlinie hieß). feuerwehrleute sammelten die versprengten körperteile ein, der notarzt bescheinigte weniger personenschaden als mit dem leben nicht zu vereinbarende verletzungen. damit ist es ja heute für die DB (deutsche bundesbahn) ja – gott sei dank – vorbei: warum? weil es ja inzwischen die U2 (emmelsum hafen – anita-thyssen-heim) und den recht uneinsichtigen tunnelabschnitt bei der umgehung von gest von der haltestelle „orker kreuz“ in richtung der nördlichen endhaltestelle gibt. die nähe zu den von liebespaaren gern genutzten bänken am ausgewiesenen rheinufer in gest wird statistikern nicht verborgen bleiben. die formulare sind allerdings dieselben geblieben. bei überführung des leichnams zum kommunalfriedhof muß allerdings der umstieg im bahnhof möllen in die U3 (noch im volksmund nur „witwenlinie“) in richtung „oberemmelsum brücke“ berücksichtigt werden. was, ohne partnerstädte zu sein, das weltdorf voerde und die weltstadt wien jedenfalls schon jetzt verbinden, sind also die u-bahn und die „söbsdmeada“

Sonntag, 16. August 2009

das voerder tor zur welt

daß wir trotz u-bahn noch auf dem land sind, bezeugen die auf mistkarren aufgestellten plakate. schürmann, winand - der nicht für den stadtrat kandidieren, aber generalsekräter der VUG (VoerderUntergrundGegner) bleiben wird, die nebenbei bisher noch keine wahlempfehlung ausgeprochen hat - irrt, wenn er behauptet, die politischen parteien hätten kein eindeutiges bekenntnis zur voerder u-bahn abgegeben. wenn auch die „betuwe-linie“ im focus der programme zur anstehenden kommunalwahl steht, gibt es doch zwischen den zeilen mindestens anhaltspunkte, wenn auch die publikationen des verbandes der lokalen SPD (sozialdemokratische partei deutschland) bezeugen, daß sie wie ihr bürgermeisterschaftskandidat, der sich bekanntlich auf dem marktplatz in fr’feld gefreut hat, in spellen zu sein, offensichtlich noch nicht in der stadt angekommen ist, obwohl sie an allen ecken und enden der stadt, mit der bescheidenen bitte, am 30. überhaupt zu wählen, rotgestrichene fahrräder hat aufstellen lassen. die politik der GRÜNEN richtet sich weniger symbolisch gegen ein monopol des VVV, indem sie eine ausdehnung des VRR (VerkehrsVerbundRhein-Ruhr) auf voerde fordern. im wunsch vom erhalt des hermann-breymann-bades (haltestelle der U3 oberemmelsum brücke - möllen bahnhof) sind sie allerdings wie gewohnt nostalgisch. wie fast immer anachronistisch geradezu fordert die LINKE ein „sozialticket“ – bus und bahn sollten für alle bezahlbar bleiben, heißt es auf den wahlplakaten - das der VVV (VoerderVerkehrsVerbund) als vorreiter bekanntlich längst umgesetzt hat. selbst „ditz“, hartz-IV-empfänger und nebenbei „chefwriter“ der VUG soll im besitze eines solchen sein. laut der FDP (freie deutsche partei) würde dagegen so tautologisch wie kostengünstig allgemein mobilität die notwendige verbindungen schaffen. die CDU (christlich-demokratische union) ist da beweglicher: “die stadt voerde besteht aus verschiedenen ortsteilen. aus diesem grund hat der öffentliche nahverkehr eine besondere bedeutung“ (punkt 10 des kommunalwahlprogramms 2009). leo spitzel, unser bürgermeister, unterstützt bekannlich im rahmen der erneuerung der innenstadt im bereich zwischen fr’felder straße und dem marktplatz auch die pläne zum bau des verwaltungsgebäude der VVV auf dem gelände des heutigen parkdecks. daß im volksmund aufgrund seiner vorgeschobenen, sich hoch wölbenden gläsernen eingangsfront schon "voerder tor" genannte gebäude soll in seinem erdgeschoss eine geschäftszeile beherbergen und der flaneur in den angrenzenden beiden passagen rechts wie links des häuserblocks, "welcher derzeit ja nur rückseiten hat" (so ein passant), wettergeschützt mit einkaufstüten beladen zum rathausplatz kommen. "gebt voerde nur 3m passage und die penner werden sich drängeln und alles wird vollgep**** sein" (so der anonyme passant weiter). ironischerweise wäre aber damit das stadtcafé als informationszentrum der VUG somit wortwörtlich zukünftig unter dem dach des VVV?!

Sonntag, 9. August 2009

nicht nur backsteinphantasien

"bekennerschreiben liegen nicht vor! wir hätten die eingänge der haltestelle ´barbarastraße` auch nie mit kalksandsteinen, sondern natürlich in kenntnis der voerder traditionen, wenn überhaupt, nur mit roten backsteinen vermauert“ (schürmann spielt auf den ungeklärten vorgang an, daß die eingänge der haltestelle „barbarastraße“ in der nacht vom 17. auf den 18. juli von unbekannter hand ganz einfach zugemauert wurden). " damit scheiden wir aber allein aufgrund unseres geschichtsverständnis als verdächtige aus“, so winand schürmann (VUG, dh. VoerderUntergrundGegner) entschieden, er fände nurmehr interessant, „daß es in voerde überhaupt einen anscheinend nicht organisierten widerstand geben könne“. worüber schürmann aber letztlich nicht zu sprechen gewillt zu sein schien, war, daß backsteine in unserer stadt derweil mangelware geworden sind, weil diese sowohl zum bau des VVV-verwaltungsgebäude auf dem ehemaligen parkdeck gegenüber dem „kaufmarkt“ als auch zur aufstockung des „helmut-pakulat-bahnhof“ benötigt würden. “twin towers“, so schürmann wie ein diogenes - noch im sonnenlicht - vor dem ehemaligen stadtcafé, das ja das informationszentrum der VUG beherbergt, „aber unsere jungs werden noch keine flugscheine machen“. er begrüße aber, daß sowohl brinkhoff (baudezernent der stadt) als auch die VVV (dh. Voerder-Verkehrs-Verbund) offensichtlich abstand genommen haben von ihren plänen, den rathausplatz mit einem parkhaus „zu verschönern“. dieses soll ja jetzt nämlich dem „helmut-pakulat-bahnhof“ aufgepfropft werden. ob der weihnachtsmarkt nun in der irdischen niederungen des rathausplatzes oder auf den himmlischen höhen des „helmut-pakulat-bahnhof“ stattfinden soll, wird die kommunalpolitik entscheiden müssen. wenn er, schürmann, mit dem fahrrad durch die stadt führe, sähe er zwar anläßlich der bevorstehenden wahlen auf den plakaten einen haufen köpfe, die schon vorsorglich an lichtmasten aufgehängt wären, aber er vermisse bei allen parteien die notwendige aussage zur voerder u-bahn, vielmehr „tun die fast so, als gäbe es sie gar nicht“

von nichts käme nichts?

wer irrtümlich „in den eichen“ aussteigt, den begrüßen nicht einmal „kühe in halbtrauer“ (arno schmidt) rechts oder links vom bahndamm ( die u4 „unteremmelsum – eppinghoven sportplatz“ verkehrt bekanntlich auf voerder gebiet auf den gleisen der ehemaligen steag-werksbahn, vormals die bundesbahnstrecke oberhausen – meiderich – möllen- spellen - wesel). „über allen wipfeln wäre also ruh“, wenn hier denn auch noch eichen stünden, aber kein baum begrenzt die sicht über die felder auf die im westen kurvende frankfurter straße und jenseits davon den schacht von löhnen. winand schürmann (VUG, dh. VoerderUntergrundGegner) beschäftigte die frage, ob auch kühe trotz ihres gewichtes zukünftig den halben fahrpreis wie hunde entrichten müßten, während heinrich pontkees (VVV, dh. voerder-verkehrs-verbund) seine eröffnungsrede zur einweihung der neuen haltestelle hielt: schon auf flurkarten vom 1733 fände man diesen weg, der früher „schmitzstraße“ nach dem ehemaligen eigentümer des kalbeckhofes genannt wurde. die voerder U-bahn hätte es es sich zum ziel gesetzt, auch immer zwischen vergangenheit und zukunft zu vermitteln.

pontkees: „wir, voerde“

schürmann (für sich) : „pluralis majestis?“

pontkees: „als uns drohte, zwischen wesel und dinslaken aufgeteilt zu werden“

schürmann (beiseite) : „pontkees spricht immer über die kommunalreform 1974, als hätte uns damals eine polnische teilung gedroht“

pontkees: „wurden gemeinde ohne viel mehr anderes als platz zu haben. durch die U-bahn werden wir noch mehr platz haben.“

schürmann (von der rampe) : „mir schwant hier manchmal ein unterirdisches brackenberg zu entstehen: breitest ausgebaute verkehrswege für einwohner, deren häuser nie gebaut wurden“

pontkees: „aber das bewußtsein bestimmt das sein!“

schürmann (on twitter) : „das ist aber hegel, nicht pontkees“

pontkees: „wir sind aus dem nichts eine stadt geworden, so wie auch hier später aus dem nichts hunderte von fahrgästen ein- und aussteigen werden“

der verkehrszähler hatte sich einen klappstuhl und vorsorglich einen regenschirm mitgenommen, war eine der mit den zielrichtungen beschilderten gittertreppen, die rechts und links von der straße zum bahndamm hochführten, hinaufgestiegen, wo zwischen den gleisen wiederum ein schild mit der aufschrift „in den eichen“ stak. er war da oben allein, aber anscheinend richtig, auch wenn ein letztlich bestätigendes graffiti des VUG fehlte. um 10.06 sah er von norden aus richtung „altes rathaus“ (auch „bahnhof löhnen“) die – in den farben eines limonadenherstellers im verspäteten morgendunst wie eine gelbe sonne fahrplangemäß aufgehende – u4. keiner stieg ein, keiner stieg aus, notierte er nicht zum letzten mal heute, allerdings war er wohl auch noch zu sehr in die gegenwart verstrickt. "north by northwest" erinnerte er sich schmunzelnd und beobachtete den himmel über löhnen erwartungsvoll.

Samstag, 1. August 2009

It’s marvellous

„wie immer spielten sich herzzerreißende szenen ab“, so winand schürmann (VUG, dh. VoerderUntergrundGegner), der seine plastiktüte schwenkte wie die gastfamilien ihren union jack, als der reisebus mit den gästen aus unserer partnerstadt alnwick vom rathausplatz zurück in richtung northumberland startete. der aufenthalt unser sehr verehrten gäste mußte allerdings um eine woche verkürzt werden, da die schlafstätten der gastfamilien für die U-bahnarbeiter reserviert waren („eronik“ hat bekanntlich alle voerder hotels mit den arbeitern für das neue kraftwerk in walsum belegt und stellt sich seit dem skandal um den möllener bahnhof sowohl stur als auch quer, siehe auch unseren bericht "nächste station: eronik" vom 1. juli 2009). also schlafen unsere voerder U-bahnbauer zur ferienzeit in den schulen und sportstätten der stadt, campieren aber - in ermangelung eines wachdienstes - auch zum schutz gegen anschläge der VUG in den haltestellen selbst, nachdem die eingänge der haltestelle „barbarastraße“ in der nacht vom 17. auf den 18. juli von unbekannter hand ganz einfach zugemauert wurden. "wir sind maler und keine maurer", soll "ditz", chef"writer" der VUG dazu verlauten lassen haben sollen. die kriminalpolizei ermittelt. eine einquartierung bei gastfamilien ist aber auch langfristig erforderlich, „damit ein herr schürmann nicht mehr länger sagen kann, wenn er in ‚babcock’ einstiege, sähe es aus, als wenn der deich schon gebrochen wäre, nur weil unsere arbeiter in schlafkartons auf den bahnsteigen nächtigten“ , so jedenfalls siegfried brinkhoff, baudezernent der stadt. unsere englischen gäste wurden für ihren kurztrip jedenfalls mit wochentickets des VVV (voerder-verkehrs-verbund) entschädigt: „it’s marvellous“ (engl. = „es ist fabelhaft“), so john busby, der wie seine mitreisenden zwei wochen kaum das tageslicht gesehen hatte, breit grinsend unter seiner sonnenbrille. oberirdisch besonders beeindruckt hatte unsere besucher allerdings - und wer sein "castle" vor der tür hat, versteht was davon - das liebevoll nach historischen plänen wiederaufgebaute schloß mehrum (im zweiten weltkrieg weitestgehend zerstört und 1965 niedergelegt), das in seinem keller jetzt eine haltestelle, im erdgeschoss ein restaurant und im obergeschoss einen festsaal beherbergt, "auch der aussichtsturm ist für das publikum geöffnet und der wappenstein wieder an seinem platz" resümiert brinkhoff stolz. finanziert wurde „disneyland“, so schürmann verständnislos, aus landesmitteln im zuge des projekts "kulturhauptstadt ruhrgebiet 2010", dem auch voerde eine kunst- und kulturwoche im nächsten februar widmen wird. "nevertheless", so schürmann, die plastiktüte schon als segel voran, „in the meantime for some people it seems, that the underground of voerde is even more wonderful than its surface”

Montag, 13. Juli 2009

ein machtwort?!

„wir sollten uns nicht in öffentliche verwirrspiele um hypothesen für den standpunkt eines depots und möglicher linienführungen einlassen, wenn wir nicht hohn und spott dieser angeblichen öffentlichkeit werden wollen“, so ebenso väterlich ermahnend wie auch unmißverständlich bestimmt heinrich pontkees, der natürlich nicht nur vorsitzender des bürgerschützenvereins „bleibtreu“ in emmelsum ist, sondern auch maßgeblicher anteilseigner der VVV (Voerder Verkehrs Verbund) sein soll und auch eindeutig in richtung der VUG (VoerderUntergrundGegner) gezielt hatte: „vielmehr sollte auf einer soliden planungsgrundlage die voerder U-bahn ein einigendes band werden, welche auch zukünftig gebietsansprüche unter dem mäntelchen kommunaler neuordnungen widerstand zu leisten vermag.“ aufmerksame zuhörer mögen damit den eindeutigen auftrag an chefplaner brinkhoff erkannt haben. eine U2 als ringbahn (siehe unseren Beitrag „lasst fünf gerade sein“ vom 11. juli 2009) würde nebenbei einer voerder tradition entsprechen, straßen „-ring“ zu nennen, (wenn auch die eigentliche ringstraße nebenbei selbst kein ring ist, anm. d. redaktion) „aber so könne die voerder U-bahn eine art unterirdischen schutzgrabens werden, der den götterswickerhammer gerichtsbezirk von 1327, der ja die historische grundlage unseres heutigen Voerdes ist, sowohl sichern als auch uns eine gemeinsame zukunft erschließen helfen kann.“ in diesem sinne verzichte er gerne auch auf eine haltestelle „welmen“, wobei er offenließ, ob er schon im sinne des aufsichtsrates sprach, aber „wir haben damals wesel nicht gebraucht und brauchen es weder heute noch morgen“ (applaus). im süden sei der appendix „eppinhoven sportplatz“ nun mal nicht mehr aus der welt zu schaffen, daraus wolle er aber keine gebietsansprüche herleiten: „voerde bleibt in den grenzen von 1974!“ weiterhin wären die vorteile eines depots in emmelsum offensichtlich, würden aber noch hausintern natürlich noch eingehend geprüft. die argumentation sei ja bekannt, trotzdem hatten die zuhörer den eindruck, er wische das thema gleichsam vom tisch. der disput der letzten wochen spitzte sich ja bekanntlich mehr zu einem duell siegried brinkhoff (VVV) versus winand schürmann (VUG) zu. haben wir nun dazu ein „machtwort“ gehört? der VVV, durch den wechsel ihres sprechers einigermaßen kompromitiert, hat sich jedenfalls wieder mächtig (?!) zu wort und zurück gemeldet. unserer korrespondent hatte jedenfalls angesichts des informationsabend der VVV im „krug“ in emmelsum abschließend weniger den eindruck, daß sich der VVV seit langem wieder so wirklich in die diskussion eingebracht hätte, sondern eher, daß pontkees diese zum abschluß gebracht hätte..

Böse Miene zum guten Spiel

"Das hat unser lieber Herr Schürmann (Generalsekretär der VUG, Anm. der Redaktion) natürlich gerne, wenn die U3 bei ihm das Geschmäckle einer reinen 'Witwenbahn' hinterlässt. Tatsache aber ist, dass es bei nur drei Friedhöfen bleiben wird und das ist keiner zuviel. Eine Haltestelle 'Waldfriedhof' ist nach unserem Planungsstand absolut ausgeschlossen. Insofern ist seine Sicht der Dinge übertrieben." Siegfried Brinkhoff zeigte sich heute bei dem allmorgendlichen Frühschwimmen im Hermann-Breymann-Bad gelassen. Die Einrichtung der drei "Friedhofshaltestellen" zeige, wie realtitätsnah Stadtrat und VVV die Planung betrieben, Herr Schürmann solle bei Zeiten einen Blick in den demographischen Bericht der Stadt Voerde werfen.

Besonders interessant waren Brinkhoffs Ausführungen zum Thema Waldfriedhof: "Was den Friedhof am Risselweg anbelangt, hier werden wir verantwortungsbewusst handeln. Wer die Geschichte dieser Gegend kennt, wird dort nicht graben wollen." Damit spielte er auf die ehemalige Nutzung der Speller Heide als Atillerieschießplatz der Garnisonsstadt Wesel, an. "Ein Grab? Ja. Ein U-Bahnhof? Nein. Der Boden ist praktisch vermient!", so Brinkhoff abkürzend bei unserem Kurzinterview "auf der Bahn". Wie der Geologische Dienst NRW bestätigte, ist die gesamte Gegend für derartige Bauvorhaben ungünstig. Diverse Munitionsfunde belegen dies. Westlich des Friedhofs befand sich ein Schießplatz und östlich ein Laboratorium für die Herstellung von Schießpulver. In dem sogenannten "Polygon" an der Hans-Richter-Straße wurden sogar Sprengversuche vorgenommen. "Die Planung der U3 war deshalb schon Spießrutenlaufen genug. Jede Haltestelle in Friedrichsfeld musste sorgsam geplant werden. Dem entsprechend rar fallen sie auch aus", so Brinkhoff.

Sonntag, 12. Juli 2009

organisierte schwarzfahrt

„natürlich haben wir alle monatskarten!“ ob diese aber auch vom VAV (Voerder-Automobil -Verband) bezahlt würden, wollte winand schürmann, generalsekretär der VUG (VoerderUntergrundGegner) nicht preisgeben, „aber es wäre jedenfalls grob fahrlässig, ohne gültigen fahrausweis, aber mit spraydose ertappt zu werden.“ schürmann nennt das „widerstand von unten UND innen“. er persönlich steige immer in „babcock“ zu, wo leider „die nichtraucherzone beginnt“, wenn er „hinunter nach voerde“ zu den allwöchentlichen informationsveranstaltungen der VUG im ehemaligen stadt-café fahre. was der VVV (Voerder-Verkehrs-Verbund) allerdings mit der U3 betreibe, sei für schürmann tatsächlich „organisierte schwarzfahrt“: diese linie bräuchte „für die paar kilometer“ bis zum helmut-pakulat-bahnhof zehn minuten, hielte zwar nicht an jedem baum, aber dafür an jedem friedhof (auf denen ja meist bäume stünden) – „auch diese bahn würde nebenbei also wieder mal mehr stehen als fahren“ -, und die verlängerten aufenthalte an den genannten bahnhöfen „franzosenfriedhof“ „kommunalfriedhof“ und „soldatenfriedhof“ wären wohl der immobilität der erwarteten klientel von witwen und waisen angepaßt, womit der VVV allerdings geschickt direkt mit der NIAG in konkurrenz träte, die friedhöfe am wochenende – ja auch am totensonntag – grundsätzlich nicht anfahre. „schade, daß der waldfriedhof noch so zwischen den gleisen läge“, gab schürmann vielleicht unbedacht dem VVV eine vorlage. daß eine untergrundbahn, nicht nur weil sich ihre linien ehemaliger kohlenflöze bediene, eine natürliche affinität zu friedhöfen haben müsse, könne schürmann nachvollziehen. „vielleicht ist der VVV ja auch eine art archäologischer verein zur erforschung der voerder geschichte.“ er persönlich freue sich jedenfalls auf die ergebnisse der ausgrabungen.

Samstag, 11. Juli 2009

"Lasst fünf gerade sein!"

Reinhard Schulze-Neuhaus (Vorsitzender der FDP) monierte wieder einmal das "Verprassen unserer Steuergelder", und rügte die "Großmannssucht der VVV" wenn es um die Planung weiterer U-Bahnlinien in Voerde geht. "Wieso macht man aus der U2 keine Ringbahn, wie man es beispielsweise aus Hamburg kennt?" fragte er heute beim traditionellen Samstagsfrühschoppen der Partei in der Voerder "Lerchenstube". Wie er weiter ausführte, könnte seiner Meinung nach die U2 von der Endstation Emmelsum Hafen über die zwei anderen Emmelsumer Haltepunkte bis nach "Bucholtwelmen" geführt werden, von wo aus sie dann zurück in die Stadt zurückkehre. Dass er an dieser Stelle betont von "Bucholtwelmen" sprach, machte allen Zuhörer deutlich, wie ablehnend er einer Aufspaltung der Ortschaft in zwei Haltestellen gegenüber steht. "Nur weil drei bäuerliche Anwohner am Welmer Weg auf ihren altvorderen Traditionen beharren, muss der VVV nun den Kanal unterqueren?" fragte er sichtlich empört. Und wie es dabei überhaupt mit einer finanziellen Beteiligung seitens der Stadt Wesel aussähe, auf deren Gebiet schließlich dieses Welmen läge, wollte er von Berthold Gießen wissen, der die FDP im Kreistag vertritt. "Mit der Sonderbehandlung von Mikrosiedlungen wie Mehr hat Voerde wohl die Büchse der Pandora all zu weit geöffnet! Wir sollten jetzt alle sehr wachsam sein." Und an den VVV gerichtet: "Macht aus der U5 eine U2!" waren seine mahnenden Schlussworte, mit denen er den Startschuss für eine hitzige Diskussion im Anschluss gab.

Freitag, 10. Juli 2009

"seinesgleichen geschieht“

auch wenn die VUG (VoerderUntergrundGegner) die existenz einer voerder u-bahn weiterhin und hartnäckig leugnet (siehe deren flugblatt nr. 47: die redaktion bemüht sich um die rechte des abdrucks), lassen wir uns vorübergehend jedenfalls dem augenschein vertrauen: der spaziergänger, der von dinslaken her aus dem wohnungswald auf die rahmstraße tritt, fragt sich zurecht, welch betontürme hier zwischen blökenden schafen, grasenden pferden und ebenso ungläubig guckenden asylbewerbern, die vor der ehemaligen schule sitzen, scheinbar sinnlos aus dem sommerlichen grün ins nichts aufragen, aber das hat in voerde ja durchaus tradition. auch strebe der VVV(Voerder Verkehrs Verbund ja offensichtlich danach (so winand schürmann, generalsekretär der VUG), die vertikale zwischen himmel und hölle, sowohl die höhen eines weihnachtsmarkt auf einem parkdeck (siehe „macht hoch die tor und zu das schranke“ vom 08. juli 2009) als auch die tiefen der flöze des bergbaus für sich in anspruch zu nehmen, „leider führt dies aber auch in der horizontalen zu unübersehbaren häßlichkeiten“. im vorliegenden fall ist also wohl die zukünftige haltestelle „rahmstraße“ (U2 emmelsum hafen – anita-thyssen-heim) gemeint, direkt am ehemaligen bahnübergang (zur anschauung werden bilder unseres möllener korrespondenten nachliefert werden, anm. der redaktion). „eine umsteigemöglichkeit zur deutschen bundesbahn wäre jedoch nicht angedacht“ so siegfried brinkhoff (baudezernent der stadt). mögen es auch die anwohner bedauern, aufgrund der notwendigkeiten eines geplanten „weltdorfs voerde“ (so jedenfalls schürmann) werden auch in mehrum offensichtlich schon bäume gefällt, wo die genannte U2 ja im rahmen von dessen geplanter erweiterung und dessen stabilisierung innerhalb des deichs verlaufen soll. „wir bedauern in diesem zusammenhang weiter, daß gest eine haltestelle ablehnt (siehe „ganz gallien ist besetzt?“ vom 7. juni 2009), trotzdem wären die deiche auch dort sicher, so deichgraef renko carl-frieder bernward von salm-hoogstraten beruhigend im interview mit der redaktion. in bucholtwelmen auf dem ehemaligen BP-gelände entstehen derzeit hallen, deren größe in fußballfeldern gemessen wird und ein logistikzentrum beheimaten sollen (und wo nicht, wie die VUG im rahmen eines angedachten ausbau der U5 verdächtigte, ein verstecktes depot entstünde). in die diskussion um „übernachtungsmöglichkeiten“ für die voerder u-bahnzüge hat sich jetzt noch heinrich pontkees, vorsitzender des bürgerschützenvereins „bleibtreu“ in emmelsum eingemischt, „wenn die U1 noch nach emmelsum hafen verlängert würde, anstatt kaffeefahrten nach mehr und schanzenberg zu machen und für den schienenersatzverkehrs der U5 ein regelbetrieb eingeführt würde, hätte emmelsum zugang zu allen haltestellen und wäre prädestiniert für ein depot“. „emmelsum, zentrum des nordens!“ so in gewohntem ton winand schürmann dazu. brinkhoff jedenfalls frage sich, wann sich der spellener kaninchenzüchterverein, und den gäbe es ja wirklich, in die debatte um ein depot einmische.

VVV stellt aktualisierten Streckenplan vor

Der Voerder Verkehrs Verbund hat auf der heutigen Pressekonferenz im Dietrich-Bonhoeffer-Haus den aktuellen Streckenplan für das 2. Halbjahr 2009 präsentiert. Wie VVV-Sprecher Gerd Grüters den zahlreichen Pressevertretern erläuterte, nehmen inzwischen auch die Planungen für die U5 (Emmelsum Hafen – Welmen) konkrete Formen an. "Was jetzt noch als gestrichelte Linie auf dem Plan verzeichnet ist, könnte bald Wirklichkeit werden, wenn denn auch die Weseler Seite sich zum Endhaltepunkt "Welmen" bekennen würde!" mahnte Grüters. Auch die Entscheidung des Kommunalverbandes Rhein-Ruhr, der die Untertunnelung des Wesel-Datteln-Kanals schlussendlich genehmigen muss, steht noch aus. "Es liegt uns am Herzen, dieses Projekt bald in Angriff nehmen zu können, weil dann auch die Spellener schnell und ohne Auto in 'ihre' Heide fahren könnten" dahin, wo bekanntlich die "Immen summen", so Grüters mit einem Augenzwinkern.




Anm. d. Redaktion: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lag uns leider noch kein größeres Bild des Streckenplans vor. Wir bitten um Verständnis.

Donnerstag, 9. Juli 2009

droht der VUG die spaltung?

„da frohlockt der VVV (Voerder Verkehrs Verbund) aber zu früh“, so winand schürmann, VUG (VoerderUntergrundGegner) selbstsicher: „wir sind weder die judäische volksfront noch die volksfront von judäa. wir sind und bleiben eine, die VUG“. die VUG ist aber trotzdem bekanntlich ein heterogenes gebilde unterschiedlicher herkunft und interessen (siehe unseren bericht „voerde 2“ vom 14. juni 2009). nicht nur „personenkult“ hatten die mitglieder auf der allwöchentlichen informationsveranstaltung im ehemaligen stadtcafé „dem selbstdarsteller schürmann“ vorgeworfen. vor allem sein vergleich mit sich als „allein mit windmühlen kämpfendem don quicote“ (siehe artikel „nächste station: eronik“ vom 01. juli 2009) mißfiel nicht nur den „allnächtlich sichtbaren widerstand leistenden“ militanten aktivisten innerhalb der gruppe, deren aktivitäten bekanntlich alltäglich von der VVV mittels eines trupps von malern und lackieren verfolgt würden, auch seine andeutung, sich bei den anstehenden kommunalwahlen in den stadtrat wählen zu lassen, verstimmte „ditz“ (so bekanntlich der nom de guerre des chefs der graffiti-sprayer). schürmann polemisch: „wir können und dürfen uns nicht allein auf 'höhlenmalerei' in den haltestellen der voerder U-bahn beschränken“. „zu einer untergrundbahn gehört auch ein untergrundkampf“ so „ditz“ und somit gezielt gegen die politik von winand schürmann gerichtet und noch gesteigert „WIR sind der untergrund, nicht die voerder untergrundbahn! „auch er bedauere – gerade angesichts des fünfzigjährigen jubiläums den anstehenden abriß des hermann-breymann-bades – er fände es auch schön, daß die wandmalereien von seefischen, tauchern und booten in die eingangshalle des bahnhofes „hermann-breymann-bad“ integriert würden, „aber wandmalereien sind eigentlich unsere stärke!“ brinkhoff, baudezernent der stadt voerde, weihte indes im beisein des zuständigen pfarrers (zur gewollten nähe des VVV zur kirche siehe unseren bericht „gleich zwei heilige zum schutze der U-bahn" vom 9. juni 2009) auf den höhen der tester berge die haltestelle „anita-thyssen-heim“ in ungewohnter stille ein. warum es so friedlich war? die VUG veranstaltet bekanntlich in diesem sommer eine „tour de voerde“ zu den einweihungen der haltestellen. das entsprechende flugblatt für den geplanten ausflug letzten sonntag, unter der parole „eine bergetappe gegen bergschäden“ ist aber wohl nicht rechtzeitig fertig geworden. die VUG beschäftigt sich mit sich selbst und die VVV fragt sich vorrangig, wo ihre züge übernachten sollen (siehe berichte zur frage des depot-standpunkts). „mag die U-bahn schlafen, aber unsere sprayer schlafen nicht!“ (so „ditz“ trotzig). die freunde des radsports trösteten sich mit der unwesentlich wichtigeren übertragung der tour de france im fernsehen. die frage bleibt also, ob schürmann das gelbe trikot verteidigen kann?

schein und sein

„ich freue mich, die neue haltestelle unser aller voerder u-bahn 'franzosenfriedhof' hier und heute in spellen einweihen zu dürfen“, ein faux-pas des chefplaner brinkhoff, wie die einheimischen schaulustigen es empfanden, „wenn es auch zugegeben von einem gewissen historischen verständnis zeugt“ wie winand schürmann (VUG, VoerderUntergrundGegner) einräumen mußte, „aber vielleicht wäre der sehr geehrte herrn brinkhorst“ (wie die VUG brinkhoff nach dem leserbrief von frau käthe matzken, siehe unseren bericht „ein leserbrief“ vom 01. Juli 2009 im übrigen ausschließlich nennt), ja auch tatsächlich in emmelsum gewesen“. geschichtsbücher – erhältlich in der buchhandlung daniel und haibach auf der bahnhofstraße – mögen erhellen, wo herr brinkhoff wirklich gewesen ist. „aber dazu paßt“ (so schürmann weiter) „daß die haltestelle löhnen ja auch nicht in löhnen läge, sondern an der kreuzung der frankfurter straße mit der ehemaligen bahnlinie oberhausen – meiderich – möllen – spellen – wesel und letztere ja inzwischen von der U4 (unteremmelsum – eppinghoven sportplatz) mitgenutzt würde. die geplante haltestelle „altes rathaus“ ist ja bekanntlich umbenannt worden, da auch löhnen (getreu dem grundsatz „wer ein ortsschild hat, bekommt auch eine haltestelle“) einen haltepunkt gefordert hatte. die VVV (Voerder Verkehrs Verbund) bemühte aus kostengründen erfolgreich die historie: „schon in fünfzigern sind die bergarbeiter aus dem buschmannshof die bahnhofsstraße zum bahnhof löhnen mit dem fahrrad herunter gefahren, um dort in den zug zum schacht walsum zu steigen und auch damals war der bahnhof löhnen schon nicht in löhnen und aus löhnen wollte oder mußte sowohl nie jemand weder richtung oberhausen noch richtung wesel“. laut schürmann wüßte aber bald nun nicht nur mehr der „sehr verehrte herr brinkhorst“, wo er eigentlich nun genau wäre oder hin wolle: auch möllen hieße ja nun auch schon bald eronik! (siehe unseren artikel „nächste station: eronik“ vom 01. juli 2009“) gab er zu bedenken. dies würde aber gerade unter den angeblichen monatskarteninhaberinnen zu mißverständnissen führen müssen, denn „ist es nun eine kurzstrecke bis 'playmobil' oder nicht?“ beklagt schürmann einen ausverkauf voerder geschichte und bat abschließend, in seinem schlußwort bei der allwöchentlichen informationsveranstaltung der VUG im ehemaligen stadt-café, nicht nur um protestkundgebungen zu erleichtern, sondern um eine kollektive räumliche desorientierung zu vermeiden, die zukünftigen einweihungstermine doch mit der VUG abzustimmen. „wir helfen ja gerne“ (so jedenfalls schürmann).

Mittwoch, 8. Juli 2009

"Macht hoch die Tor und zu das Schranke"

Das automobile Parken stand kurz vor dem Aus und manch einer glaubte bereits vorauszusehen, wie dem Park am Jugendheim das Suffix "-platz" angehangen würde, denn wo sonst sollten sie bleiben, "die ganzen Käuferschichten des Mittelzentrums Voerde", so jedenfalls Lutz Isselboom, Vorsitzender des VAV (Voerder Automobil Verband) und Ausrichter der jährlichen VAA (Voerder Automobil-Austellung). Der Unmut seitens der jugendlichen Skater und anderer Subkulturen, eingeschlossen der VUG (VoerderUntergrundGegner) , war ihm mit dieser Äußerung gewiss. Nachdem schon der "Kaufmarkt" die Rollbrettfahrer nebst Anhang von seinem Parkplatz verscheucht hatte, "sollen nun schon wieder die 'Dreckschleudern' die Platzhoheit übernehmen?" Lieber stimme er dem Bau einer weiteren U-Bahnstation namens "Jugendzentrum" zu, schließlich hätte auch die VUG ein ökologisches Gewissen, wie auch deren Generalsekretär Winand Schürmann alsbald verlauten ließ. "Entweder U-Bahn oder Auto-Bahn, der Rat muss sich entscheiden! Dies wäre eine historische Chance, die Innenstadt endgültig in eine automobilfreie Zone zu verwandeln!", sagte er in einem Telefonat mit der Redaktion, wobei er indirekt das von Siegfried Brinkhoff favorisierte "Ride & Park & Ride" verurteilte.

Aber wie man es in der Voerder Politik seit Dekaden gewohnt ist, kam es in den vergangenen Wochen alles ganz anders. Der Verlust des Parkdecks am Grutkamp wird nun schnellstmöglich durch ein baugleiches "Gestellungsgebäude für Kraftfahrzeuge" (siehe Ratsbeschluss, Anm. d. Redaktion) für Kurzzeitparker ausgeglichen. Der mehrstöckige Anbau am Volksbankhochhaus ist damit passé. Und auch für das Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße, welches einem 8-stöckigen Verwaltungsbau der VVV weichen wird, ist nun Ersatz in Sicht: Auf dem Marktplatz wird zwischen Rathaus und Sparkasse ein 5-stöckiges Parkhaus errichtet. Das schlichte Zweckbauwerk, welches farbig an das neue Design des Marktplatzes (Rostrot, Anm. d. Redaktion) angepasst werden soll, wird jedoch nicht nur Konsumenten zur Verfügung stehen (Schrankensystem mit Ticket, gekoppelt an VVV-Fahrkarten-Rabatte). Auch Langzeitparker oder Anwohner finden hier in einem durch Rolltore abgesicherten Bereich ihre Bleibe. Mit allerlei Plänen und Photomontagen beladen, stellte Siegfried Brinkhoff am Freitag das Bauprojekt auf der Ratssitzung vor.

Fraktionsübergreifend zeigten sich die Vertreter begeistert, nur Helmfried Kampen von der UWG war entsetzt: "Schon der Projektname trieft von Sarkasmus, aber von Herrn Brinkhoff war auch nichts anderes zu erwarten! 'Parkhaus am Marktplatz' sei ein Witz, der keiner ist!" schrieb er Samstag in einem offenen Brief an seine Parteikollegen, "Wenn dort solch ein Parkbunker entsteht, gibt es schlicht und ergreifend keinen Marktplatz mehr. Wo also sollen die Menschen ihr Gemüse kaufen?". Doch schon am Montag, noch bevor sich Brinkhoff diesen Fragen widmen konnte, hatten CDU und SPD Antworten parat. Offenbar hatte man sich über das Wochenende hinreichend Gedanken gemacht und die phantasievollen Vorschläge beider Parteien wussten zu überraschen: "Ein Markt über den Dächern unserer Stadt" schwebte beispielsweise Wilma Matuschek (SPD) vor. Ihrer Meinung nach könne der Wochenmarkt auf die oberste Parkebene verlegt werden. "Wenn es auf dem Dinslakener Hertie Sandstrände geben kann, warum dann nicht auf auf unserem Parkhaus einen Markt?" fragte sich die Sozialdemokratin, und CDU-Vize Herbert Lahberg sponn den Gedanken gleich weiter, "Vom Himmel hoch, da komm ich her" würde sicher der eine oder andere Besucher summen, wenn er vom Adventsmarkt im fünften Stock herabsteigt, und 'frohlocken', wenn er nur eine Etage tiefer in sein warmes Auto oder direkt am Rathaus (Haltestelle "Helmut-Pakulat-Bahnhof") in die U-Bahn einsteigen könne.






Das Parkhaus am Marktplatz, wie es Siegfried Brinkhoff in einer Photomontage präsentierte: "Ein Markt über den Dächern unserer Stadt"

Mittwoch, 1. Juli 2009

nächste station: eronik

winand schürmann, generalsekretär der VUG (VoerderUntergrundGegner) war nach eigener aussage vorbereitet, unterirdisch mit schlagenden wettern und, wenn notwendig, oberirdisch auch mit windrädern gegen die voerder u-bahn kämpfen zu müssen, aber daß seine gegner heilige ins feld führen würden, war dem ehemaligen APO-Aktivisten neu, obwohl er sein mißtrauen gegenüber dem gesamten projekt bestätigt sah, als die gegenseite mit nur einem schutzpatron nicht auszukommen schien. „daß die voerder u-bahn aber jetzt auch noch schutzheilige und gleich zwei ins felde führe (siehe unseren artikel: „gleich zwei heilige zum schutz der u-bahn“ vom 09. Juni 2009), hätte ihn sofort in seinem mißtrauen bestätigt: soll hier doppelt besser halten?“ Nun ist zum schutz zukünftiger fahrgäste noch keine umbenennung der haltestelle „barbarastraße“ in „st. barbara“ geplant. dem aufmerksamen leser wird aber nicht entgangen sein, daß seit dem 12. juni nicht mehr arno sarres, sondern gerd grüters als sprecher der VVV fungiert (siehe unseren artikel „2 mögliche Standorte des u-bahn-depots“ 12. juni 2009). Wie die VUG recherchieren und enthüllen konnte, war der „untriebige sarres“ (so jedenfalls die VUG) in den verkauf der namensrechte des möllener bahnhofs verstrickt. Die eronik-wohnungs gmbh hat fast den gesamten baubestand der ehemaligen bergmannssiedlung möllen in der hand und ist für ihre politik bekannt: „wir haben feuchte tapeten, die heizung funktioniert sporadisch, dringende renovierungsarbeiten werden immer werden aufgeschoben“ so helga m. (eine mieterin, die aus verständlichen gründen anonym bleiben möchte). hier sollen wohl jahrelange mieter mit einer politik der ignoranz vertrieben und mittelfristig einer eigentum-society platz machen müssen. Im zuge dieser entwicklung scheint sarres auch der eronik zusagen bezüglich des möllener u-bahnhofes gemacht zu haben, konkret: den möllener bahnhof „eronik“ zu nennen. „wir empfinden vorerst in einer zeit, in der fußballstadien nach sponsoren benannt sind, nichts anrüchiges daran, auch haltestellen entsprechend zu benennen. wir haben aber vorläufig den beratervertrag mit herrn sarres ruhen lassen, so jedenfalls die VVV (VoerderVerkehrsVerbund) in ihrem communique. über eine zukünftige einbindung von herrn sarres in das projekt einer voerder u-bahn müßte allerdings nachgedacht werden.

Donnerstag, 18. Juni 2009

wo die bierbüchsen an den bäumen wachsen

die haltestellen der voerder u-bahn schießen in voerde aus dem boden wie die cafés in der innenstadt. in dem wegen wachsendem konkurrenzdruck geschlossenen stadtcafé am rathausplatz will die VUG (VoerderUntergrundGegner) – sozusagen in unmittelbarer nachbarschaft eines gerüchteweise zu errichtenden verwaltungsgebäude der VVV (VoerderVerkehrsVerbund) - ein informationszentrum einrichten, motto: „wir sagen ihnen, wo sie mit der u-bahn überall nicht hinkommen, aber ohne u-bahn überall hinkommen“. einen ersten vorgeschmack gab die veranstaltung der VUG am gestrigen abend. es gab nur eine rede und es war wie immer bei winand schürmann, generalsekretär der VUG, eine kampfesrede, aber er fände es sehr löblich, daß die VVV sich soviel sorgen um ein depot mache, da ihre züge mangels fahrgästen wohl sehr häufig würden stehenbleiben müssen. warum eine untergrundbahn allerdings eines überirdischen depots bedürfe, sei ihm unerklärlich. er bedankte sich allerdings bei siegfried brinkhoff, VVV, daß dieser einen möglichen standort im ehemaligen industriegebiet von babcock nicht favorisiere und so die nächtliche arbeit der VUG in ihrer benachbarten zentrale in der wilhelmstraße nicht durch hämmern und schweißen behindert würde. „nicht alle von uns sind immer nur als sprayer unterwegs“, so jedenfalls schürmann, wörtlich. bei der wahl des sternbuschs allerdings, wo ja die bierdosen laut brinkhoff an den bäumen wachsen sollen, fragte sich schürmann, ob brinkhoff auch wieder baracken im buschmannshof errichten wolle, für die fremdarbeiter, die dieses depot denn einmal bauen sollen, weil er sich vielleicht nicht auf die freiwilligen, die sich körperlich bei den abtäufarbeiten (siehe unseren artikel "rumpfbeugen, bis der kopf im sande steckt" vom 15. juni 2009) betätigen wollten, verlassen könne. er, schürmann, wäre ja aber durchaus konstruktiv und schlüge vor, in den derzeit ausgekiesten rheinwiesen in mehrum doch mittels eines staudamms das gelände für ein unterirdisches depot trockenlegen zu lassen und derart zu nutzen. begeisterter beifall der geschätzten fünfundzwanzig zuhörer.

Montag, 15. Juni 2009

Rumpfbeugen, bis der Kopf im Sande steckt

"Wer sich körperlich betätigen möchte, ist herzlich eingeladen bei den Abtäufarbeiten für den Bau unserer U-Bahn zu helfen." So kommentierte Siegfried Brinkhoff gewohnt zynisch den Antrag des UWG-Vorsitzenden Helmfried Kampen, den Sternbusch unbedingt zu erhalten, um den verwahrlosten Trimm-Dich-Pfad wiederzubeleben. Brinkhoff tritt bekanntlich dafür ein, den westlichen Teil des Waldes für den Bau des dringend benötigten U-Bahndepots zu nutzen. Geradezu heimlich und zur Verwunderung vieler Anwesenden hatte er sich vorab mit Peter Verheyen (Grünenfraktion) darüber verständigt, dass die Kiefernmonokultur - trotz des vorhandenen Trimm-Dich-Pfades - ohne nennenswerte ökologische Schäden gerodet und vergleist werden könne. Nicht nur der Laubwald im östlichen Teil, den die Hundebesitzer der angrenzenden Turnersiedlung allzugerne nutzen, soll geschont werden, auch große Teile der Kiefernbestände könnten bleiben, da das sternförmige Wegesystem die idealen Voraussetzungen für ein Depot böte. Nur der Waldrand am Bahnsteig und entlang der Bahnhofstraße würde einer überschaubaren Anzahl von Werkstatthallen und Verwaltungsgebäuden weichen müssen. Laut Brinkhoff kein großer Verlust, dort lägen ohnehin "mehr Bierdosen als Tannenzapfen". Außerdem ist er sicher, dass sich die Backsteinfassaden der Hallen in die gewachsene Landschaft einfügen werden, wie das schon bei vielen Voerde Bauten der öffentlichen Hand der Fall sei. Von einer Notwendigkeit des Erhalts dieses Waldes wollten weder er, noch Verheyen etwas wissen, auch nicht zum Zwecke der Naherholung. Die Zeiten einer Trimm-Dich-Kultur anno 1970 seien vorbei. Niemand wolle sich von barschen Schildern gymnastische Übungen befehlen lassen, schon gar nicht im Wald. "Wer sich quälen will, geht ins Fitness-Studio" so Brinkhoff, "oder fährt mit der U-Bahn dahin."

Freitag, 12. Juni 2009

2 mögliche Standorte des U-Bahn-Depots

Wann immer U-Bahnen eine Auszeit nehmen sollen oder müssen, werden sie auf's Abstellgleis verfrachtet. Nicht für immer, nur für eine Nacht. Dort lässt man ihnen die Pflege zukommen, die solch täglich von brüsken Pendlern hart in Anspruch genommener Triebwagen brauchen. Räder werden geklopft, Achsen geschmiert, feingliedrige Elektronik gelötet und Sitze gereinigt, damit die blitzend-blanke Bahn am nächsten Worten nachtmüde Pendler mit fröhlichem Strahlenkranz begrüßt. All dies findet statt in einem sogenannten Depot. Ein kurzes Wort, hinter dem sich eine Vielzahl von Gewerken verbirgt. Ein Depot besteht nicht nur aus vielen Zweiggleisen, einer Wagenhalle, einem Betriebshof und einer Zentralwerkstatt, sondern es bietet auch vielen Menschen Arbeit. Deshalb ist zu verstehen, warum sich die Voerder Politiker um diesen "Hauptarbeitgeber einer jeden Stadtbahn" (Gerd Grüters, Sprecher des VVV) reißen. Es geht um Wählerstimmen - in jeder Hinsicht - denn klar ist allen, dass die Voerder U-Bahn so etwas braucht. Unklar ist hingegen: wohin damit? Nach längerer Diskussion war mit Beginn der ersten Tunnelbauarbeiten (U1 und U2) eine Entscheidug überfällig. Doch verschiedene Interessensgruppen sowie technische Fragen haben eine endgültige Festlegung bisher verhindert.

Heute jedoch konnten sich alle Träger zumindestens auf zwei mögliche Orte verständigen: Das Depot könnte im Sternbusch entstehen, wofür laut Stadtdirektor Hans-Herbert Brockhorst die frühere Nutzung als Munitionsdepot mit Bahnanschluss und verzweigten Gleisen spricht. Andere widersprechen aus den gleichen Gründen diesem Standort und befürchten Munitionsreste im Erdreich, weshalb schon die Haltestelle "Bahnhof" gen Westen verlegt wurde. Alternativ wäre das Depot auch auf dem ehemaligen Babcock-Gelände denkbar. Hier aber ärgert sich der FDP-Vorsitzender Reinhard Schulze-Neuhaus über die "Verschwendung von Steuergeldern", da die vorhandenen Gleise der Werksbahn gerade erst beseitigt worden seien.

Da die Sitzung in diesem Moment noch andauert, werden wir eine Zusammenfassung der Diskussion in den nächsten Tagen veröffentlichen.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Endlich Klarheit für Grutkamp-Anwohner

Jetzt steht es fest - jedenfalls wenn es nach dem heute verabschiedeten Strategiepapier des Voerder Bauausschusses geht: Der Grutkamp bekommt endlich sein Parkdeck zurück. Damit sind die engagierten Pläne der Volks- und Raiffeisenbank vom Tisch, das bestehende Hochhaus am Tillmannskath durch einen Südflügel mit gleicher Geschossanzahl zu ergänzen.

"Wir haben uns entschlossen, bei den Planstellungsverfahren für den innenstädtischen Kernbereich vermehrt in die Zukunft zu schauen, und zwar in eine solche, in der wir den Verkehr in den ländlichen Bereichen weiter einschränken wollen." erklärte Siegfried Brinkhoff orakelhaft den Pressevertretern nach der Sitzung. Gemeint war damit das heute von ihm sehr überraschend präsentierte Konzept "Ride & Park & Ride", welches einen Umstieg der Innenstadtbewohner auf die U-Bahn fördern soll. Was damit genau gemeint war, bedurfte allerdings mehrerer Erklärungsversuche, auch weil die UWG sich durch laute Zwischenrufe mehrfach dazwischentat. Erst nachdem Brinkhoff den Schlips gelockert und die Rheinische Mundart in seine Ausführungen Einzug gefunden hatte, wurde das Verständnis für sein Konzept größer. "Herrje! Stellt euch doch einfach vor, ein Bürger aus dem Buschacker will seine Tante in Spellen besuchen. Bisher hat er sich ins Auto gesetzt und ist nach Spellen gefahren. Damit ist Schluss wenn die U-Bahn endlich da ist! Er fährt dann mit dem Auto in die Stadt, parkt am Grutkamp und fährt vom Marktplatz aus mit der U-Bahn bis Spellen. Kurz gesagt: wir wollen die Fahrwege verkürzen und dem Umweltschutz, gerade auf dem Lande, Sorge tragen." so Brinkhoff wörtlich. Geplant sei zudem, die Autofahrer mit einer Verrechnung von Fahrpreis und Parkticket oder umgekehrt zu locken. Voraussetzung für das gesamte Vorhaben sind natürlich ausreichende Parkmöglichkeiten im Innenstadtbereich. Neben dem geplanten Parkhaus am Marktplatz, soll das wiederbelebte Parkdeck am Grutkamp die Autofahrer zu den zentralen U-Bahn-Stationen lenken. "Dann kann man auch noch vor dem Besuch bei der Tante eben in der City Brötchen holen, oder einen Hammer bei Vorstius - falls es zur Schwiegermutter geht." verkündete der Chefplaner jovial. Das Parkdeck selbst wird weitgehend identisch mit dem alten sein und keine weiteren Stockwerke haben. "Da wissen die Leute was auf sie zukommt, das kennen sie. Im Gegensatz zum Hochhaus, wohlmöglich dem dritten in Voerde!" begrüßte Marlies Meier-Straußberg (Gestaltungsbeirat) das Vorhaben. Insgesamt schienen die Zuhörer allesamt erleichtert zu sein, dass das Großprojekt "Südflügel City-Hochhaus" keine Mehrheit im Rat gefunden hatte. Dabei hatte noch vor 3 Wochen vieles für den Anbau gesprochen, so z.B. konnte sich die Volksbank mehrerer fester Mieter sicher sein, neben der Evangelischen Kirche im 1. OG (neues innerstädtisches Gemeindehaus) hatte auch ein Matrazengeschäft für die Geschäftsräume an der Ecke Grutkamp/Tillmannskath zugesagt.

Siegfried Brinkhoff kündigte an, das Konzept "Ride & Park & Ride" in den nächsten Tagen detailliert vorzustellen. Auch wird es dazu einen Infoflyer geben, den wir hier zum Download bereitstellen wollen.

Dienstag, 9. Juni 2009

Gleich zwei Heilige zum Schutze der U-Bahn

Dass folkloristische Traditionen auch in der modernen Welt noch ihren berechtigten Platz haben, bewies gestern Abend die vereinsübergreifende Veranstaltung zum Thema "Die Bahn unser Tage: unter Tage" in der Krickerhauer Heimatstube. Der im diesjährigen Maizelt des Schützenvereins "Germania" von Peter Smolnik (Krickerhauer Heimatverein) und Siggi Prenzel (Voerder Eisenbahnfreunde e.V.) quasi am Stammtisch geborene Plan, die Voerder U-Bahn und dessen Bau in einem symbolischen Festakt unter den heiligen Schutz von St. Aloisius und St. Barbara zu stellen, wurde gestern schon Wirklichkeit. Nur knapp einen Monat hatten beide Vereine gebraucht, um einen herrlichen Abend mit buntem Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen. Da wurde es eng in der kleinen Heimatstube an der Alexanderstraße, denn gleich zum Auftakt hieß es 'zurücktreten' für die Kinder der Landsmannschaften, die in ihren traditionellen Kostümen einen typischen Krickerhauer Karpaten-Tanz aufführten. Siggi Prenzel hielt danach eine beschwingte Rede, in der er den Bau der U-Bahn als konsequente Fortführung der Tradition Voerdes als "Eisenbahnerdorf" begrüßte. Für ihn stand fest, dass der Heilige Aloisius - Schutzpatron der Eisenbahn - mit Vergnügen dieses Projekt für einen "wahrhaft schrankenlosen Schienenverkehr" unter seinen heiligen Schutz stellen würde. Peter Smolnik ergriff das Wort im Anschluss und erinnerte an den frühen Bergbau in Handlová, dem damaligen Krickerhau, wo der Tunnelvortrieb nicht betongestützt war und die Bahn nur aus rostigen Loren bestand. Heute sei es phantastisch, die Tunnelbauarbeiten mitzuverfolgen, um dabei festzustellen, wie sicher und sauber nun das "Flözen im Auftrag des Allgemeinwohls" von statten geht. Im Namen der Krickerhauer Bergleute und Steiger-Laischaft von 1945 wünschte er allen Arbeitern unter unserer Stadt den Schutz der heiligen Barbara. Die große Grubenleuchte aus Messing wurde entzündet und die Eisenbahner leuteten dreimal die vergoldete Glocke der ehemaligen Voerder "Glück-Auf"-Schranke. Damit soll von nun an und auf ewig der "Verkehr unter Tage" auch unter der gütigen "Schirmherrschaft" des heiligen Aloisius stehen, wie Siggi Prenzel zum Abschluss des Abendprogramms feierlich verkündete.

Sonntag, 7. Juni 2009

ganz gallien ist besetzt?

doch ein kleines dorf leistet dem in voerde grassierendem u-bahnfieber hartnäckig widerstand: gest! (südwestlich von spellen und nördlich von ork gelegen). wer noch nicht besucher des alljährlichen festes des 1. bürgerschützenverein “frohsinn“ mehr-ork-gest e.v. 1927 gewesen ist, werden auf wunsch die genauen koordinaten von der redaktion gerne mitgeteilt. wie schon die rheinpromenade, wie flaneure festgestellt haben werden, um diese bauernschaft, erfolgreich durch den viehtrieb begründet, um die geschätzte handvoll anwesen einen umweg machen muß, wird auch die U2 (peerdtsbuschweg – emmelsum hafen), wenn es auch in gest keinen unterirdischen viehtrieb geben wird, einen haken um gest schlagen müssen: „wir sind keine spekulanten und sitzen nicht wie andere auf unseren feldern in erwartung, daß dort ein bahnhof gebaut würde“ schielt helmut k. (name von der redaktion geändert) in richtung emmelsum, „wo die haltestellen ja nur noch so aus dem boden sprössen“ (siehe auch netzplan). doch emmelsum frohlockt! hatte bei der bürgeranhörung bezüglich der hochbahntrasse im wohnungswald stadtdirektor friedrich potz (dinslaken) noch behauptet, daß eine ausweitung der strecke über ober- und unteremmelsum "ökonomisch wie ökologisch unsinn" sei, haben die emmelsummer, die inzwischen ja über die endhaltestellen hafen (U2), unteremmesum (U1) und oberemmelsum (U3) an das voerder u-bahnnetz angeschlossen sind, nicht hoch-, aber oberwasser: ist auch zwischen den emmelsummer haltestellen bisher nur ein taxibus-transfer vorgesehen, ist gerade angesichts der aufgetauchten pläne eines ausbau nach westen richtung bucholtwelmen der traum einer U4 noch nicht ausgeträumt, wenn dies arno sarres, sprecher der VVV (Verkehrs-Verbund Voerde) auch noch bestreitet. sicher bleibt die bank am rheinufer in gest - auf der der verfasser dieser zeilen sitzt - als ein locus amoenus, einem ort, der nicht wirtschaftlich genutzt, sondern vielleicht allein der lust und der liebe dienen wird.

Freitag, 5. Juni 2009

Grundwasser: (k)ein Grund zur Bersorgnis?

Die Kölner Katastrophe, bei dem ein massiver Grundwassereinbruch fast einen ganzen Straßenzug im U-Bahnschacht versinken ließ, hat - wie erst heute der Voerder Planungsausschuss zugab - bereits viele Nachfragen besorgter Bürger hervorgerufen. Besonders in Holthausen sorgt man sich wegen möglicher Komplikationen beim Tunnelvortrieb der U3 (Möllen - Henn op den Damm), schließlich ist dieser Ortsteil für seinen hohen Grundwasserstand bekannt. Auf der heutigen Ausschusssitzung unter der Leitung des agilen Chefplaners Siegfried Brinkhoff meldeten sich denn auch Beisitzerin Gertrud Posholt zu Wort, die selbst am Steeger Weg wohnt und die Problematik kennt. Sie erinnerte mahnend an den berühmten "Blauen Frühling" von 1988. Damals lag der Grundwasserspiegel bei nur 80cm und die sonst so spröden Rinnen der Beek und des Langenhorster Leitgrabens waren zu erstaunlichen Strömen geworden. "Wer nur seinen Garten umgraben wollte stand praktisch im Wasser! Stellen Sie sich vor, Sie wollten hier einen Tunnel bauen." gab sie wortreich zu denken. Doch Brinkhoff, der sich zusammen mit der LWN bereits gutachterlich wegen eines möglichen Ausbaus der 3er-Linie bis Bucholtwelmen auseinander gesetzt hatte, winkte ab. Das Grundwasserproblem wäre "bekannt und gebannt". Gerade nach Köln hätte man das Thema nochmals ausführlich geprüft. Als Lösung werden flächendeckend automatische Pumpstationen ("kaum größer als ein Transformatorenhaus") errichtet, die das Grundwasser dauerhaft in Schach halten. Mit diesem Verfahren hätte man inzwischen in den Rheindörfern im Zusammenhang mit den Bergbauabsenkungen durchweg positive Erfahrungen gemacht.

Helmut-Pakulat-Bahnhof

bei der bürgeranhörung zur neugestaltung der innenstadt wird sich mancher teilnehmer gefragt haben, warum die brachlandschaft des osterfeldes nicht mit in die diskussion einbezogen wurde. doch so manchem passanten mag aufgefallen sein, daß das schild, welches seit 2001 hartnäckig behauptete, was dort so alles entstehen sollte, eben nicht mehr steht und offensichtlich nichts entsteht. die stadt lastet die demontage rowdies aus dem benachbarten helmut-pakulat-park an. warum verschweigt die stadt ihr projekt, im rahmen der geplanten voerder u-bahn hier, als knotenpunkt, eingebettet in innerstädtische wiesen und matsch, zu ehren ihres quasi-gründers den helmut-pakulat-bahnhof zu errichten? die alternativen pläne für einen zentralbahnhof im ehemaligen sternbusch haben nicht nur ökologen erfolgreich verhindert. den u-bahnbauern bereiteten sowohl die untertunnelung der bahnhofsunterführung wie auch die im sternbusch vermuteten waffenlager kopfschmerzen. da aber eine anbindung an die deutsche bahn ausdrücklich in den förderungsbedingungen der landesregierung gewünscht wurde, wird also das gelände eines getränkemarktes, dem ob seiner häßlichkeit vielleicht schon mancher den abriß gewünscht hat, für eine haltestelle „bahnhof“ genutzt werden. der haltestelle „helmut-pakulat-bahnhof“ drohte aber nun bekanntlich unbill von den statikern, da die geplante U1 (im osterfeld – bahnhof – barbarastraße – tenderingssee – lohberg) nun unter dem rathaus hindurchführen soll. hier liegen aber nicht nur keine flöze, die überwiegend genutzt werden sollen, als u-bahnschächte ausgebaut zu werden, sondern gerade nach den kölner vorfällen um das stadtarchiv ist man natürlich um erhaltung eines voerder wahrzeichens bemüht. Eine umgehungstrasse durch den stadtpark (am jugendzentrum) wird geprüft. Dies ist aber, wie auf den wiesen ersichtlich, ein naturschutzgebiet zur erhaltung von maulwürfen. Die erschließung der voerder unterwelt macht jedenfalls fortschritte

Narrenhände, beschmieren Tisch und Wände

Es ist kaum drei Wochen her, dass der Voerder Stadtdirektor Hans-Herbert Brockhorst den Baubeginn der Linie U1 mit einem herzhaften Klappspatenstich besiegelte, da tauchen im Netz auch schon die ersten "Vorschläge" zur zeitgemäßen Umgestaltung der nackten Triebwagen auf. So konnte man am Montag für kurze Zeit in einem Writerforum lesen, dass Voerde "schon bald ausgiebig gebombt" werden würde "bis der Arzt kommt". Komplette "wholecars" und "wholetrains" werden durch die schöne Bauernschaft rollen, ließ man uns wissen. Auch gab es eine kurze und heftige Diskussion darüber, wo sich wohl das Depot der U-Bahnen befinden wird. In der Tat eine interessante Frage. Leider hat der Voerder Grafittinachwuchs schon am Mittwoch arges Fracksausen verspürt und die bunten Bildchen aus dem virtuellen Blackbook verbannt. Doch wir bleiben gespannt. Harren wir den Dingen, die da auf uns zurollen mögen.






Bunte Graffiti auf der U-Bahn.
"Voerde bomben bis der Arzt kommt"

Donnerstag, 4. Juni 2009

Weiterhin Streit um Hochbahntrasse

Auch bei der gestrigen Podiumsdiskussion und Bürgeranhörung in der Dinslakener Stadthalle herrschte erneut große Uneinigkeit bezüglich der geplanten Hochbahntrasse der U4, welche ab 2011 Dinslaken mit den Voerder Rheindörfern Spellen, Löhnen, Ork und Geest verbinden soll." Die Brücke steht, der Grundstein ist gelegt!" erklärte Baudezernent Helmut Brauckmann (Stadt Dinslaken) entschieden und bezog sich damit auf die ehemalige Fußgängerbrücke über die Bundesstraße 8 am Schwarzen Ferkel. Deren verbliebene Betonkonstruktion soll nach Plänen des Rates für die Trassenführung genutzt werden. "Damit können wir leben," ließ Brauckmanns größter Kritiker Peter Verheyen (Grünenfraktion) verlauten "nicht aber mit der Rodung großer Teile des Wohnungswaldes.". Auch sei ihm die Vorstellung fremd, die Voerder Mommbachniederung "auf Stelzen zu durchqueren". Dieser düsteren Zukunftsvision widersprach der Rat. Von Rodung könne keine Rede sein, gerade die Hochbahnlösung würde nur eine schmale Schneise erfordern. Auch sei gutachterlich belegt, dass diese in den Niederungen wesentlich umweltverträglicher wäre als eine ebenerdige Trasse. Helmfried Kampen von der UWG Voerde, der als Gastredner geladen war versuchte zwischen beiden zu vermitteln. Sein Vorschlag, den Rotbach ab der B8-Brücke zu übertunneln, um so die Gleise ohne Baumverluste durch den Wald führen zu können, sorgte für reichlich Diskussionen.

Auch Bürger kamen zu Wort, wobei sich eine Interessengemeinschaft aus Mehr lautstark hervortat. "Es kann nicht angehen, dass die Herren da oben munter planen, ohne die Wünsche der Bürger zu berücksichtigen! Auch Mehr und Schanzenberg wollen einen Haltepunkt." hieß es im Tenor. Diese Forderung unterstrichen auch zahlreiche Plakate der Zuhörer. Nach mehr als drei Stunden Debatte hatte Moderator und Stadtdirektor Friedrich Potz das Schlusswort. Er mahnte "die Kirche im Dorf zu lassen" und betonte, dass eine Ausweitung der Strecke über Ober- und Unteremmelsum "ökonomisch wie ökologisch Unsinn" sei. Über alles andere könne man reden.