Donnerstag, 27. August 2009

ein leserbrief

sehr verehrter herr brinkhorst*

ich bin die glückliche inhaberin einer monatskarte der voerder u-bahn mit der laufenden nr. 1 und wohne seit dem krieg in voerde 3 (alte postalische bezeichnung von möllen, anm. der redaktion) auf der schlesierstraße und der 918er fährt ja sehr unregelmäßig: zur vollen stunde nur bis zum rathaus, aber z. b. um 17 uhr auch, um halb nur als taxi-bus und an schultagen zehn minuten früher. woher soll ich alte frau wissen, wann schule ist? weil, ich muß doch im sommer zu meinem mann in voerde. wir haben uns immer gut verstanden, aber mit dem 16er ist es wirklich eine himmelfahrt, wenn man auch viele alte bekannte trifft, die zum arzt oder auch zum friedhof gießen fahren müssen. aber daß es eine u-bahn in voerde gibt, mit der man doch viel schneller unterwegs ist, wollte mir leider niemand glauben. auch lese ich immer die flugblätter, von wem die waren, kann ich ihnen allerdings nicht mehr sagen (von der VUG, d. h. VoerderUntergrundGegner - hier flugblatt nr. 37 - die bekanntlich überhaupt die existenz einer voerder u-bahn hartnäckig leugnet, anm. der redaktion), aber ich erinnere mich, da stand, es würde überhaupt noch gar keine geben, keine u-bahn nämlich, eine unverschämtheit, wie ich ihnen im nachhinein sagen muß, da ich doch schon oft in der haltestelle möllen-bahnhof eingestiegen bin. die soll ja bald „eronik“ heißen, aber da kann ich ihnen was erzählen, ich bin eine alte frau, aber ich merke noch, wenn die tapeten feucht sind, weil nicht immmer geheizt ist. „dringende renovierungsarbeiten wären aufgeschoben“: auch gibt es in der haltestelle möllen-bahnhof keinen aufzug, wenn ich das so sagen darf, aber ich kann mit der U2 bis zum sportzentrum ohne umsteigen fahren, in zehn minuten bin ich da und dann ist es ja auch zu fuß nicht mehr so weit und wenn ich meine schwester besuchen will, weiter sogar bis zum franzosenfriedhof. aber ich habe mich nie wirklich mit meiner schwester verstanden und sie hatte immer so einen großen hund, wissen sie. warum gibt es aber auch keine maulkörbe für hunde in der u-bahn: das sollten sie vielleicht, wenn ich mir erlauben darf, einführen. u-bahn fahren ist aber schon schön, wenn es auch leider wenig aussicht gibt, aber das kann man wohl nicht ändern, aber die stimme der dame, die die haltestellen ansagt, ist wirklich sehr schön. vielleicht kann man noch während der fahrt klassische musik spielen? (schon seit sechs monaten wird in einem pilotprojekt auf der U1 spellen bahnhof – schacht lohberg barockmusik von vivaldi eingespielt, anm. der redaktion), das beruhigt ja vielleicht ja auch manche fahrgäste: ist denn das rauchen ab friedrichsfeld wirklich erlaubt? wie gesagt, ich habe meine schwester nie so recht gemocht. ich muß dann immer so husten, auch mein mann hatte es schon zu lebzeiten immer mit den bronchien, aber vielleicht wird es ja auch mal einen wachdienst geben, wenn die voerder u-bahn mal gebaut wird? wenn es aber noch gar keine voerder u-bahn geben sollte, wie manche immer noch behaupten, möchte ich sie höflich um rücknahme meiner monatskarte und erstattung der kosten bitten.

in erwartung ihrer antwort verbleibe ich
mit freundlichen grüßen
ihre käthe matzken

* gemeint ist wohl herr brinkhoff, baudezernent d. stadt voerde, anm. der redaktion

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