Donnerstag, 27. August 2009

voerde 2

wer trotz der nässe zu fuß von der spellener straße in die bülowstraße einbiegt, den dortigen plattenbau und auch die letzten datschas auf der folgenden querstraße hinter sich gelassen hat, steht vor dem komplex wilhelmstraße 58 – 64: nicht nur bei regen grau, von sachlicher monumentalität, wenn auch auf voerder maß zurechtgestutzt drohend und martialisch die strengen reihe der kleinen fenster und trotz der vier türen sieht er weniger einladend als abweisend aus, eingänge, durch die man wohl hineinzukommen scheint, aber sich nicht sicher sein kann, auch aus seinen vermutlich weit verzweigten kellern wieder herauszukommen. eine endstation vor der roten backsteinmauer des babcock-waldes, ist es aber nicht unterschlupf der fünften kolonne, sondern das hauptquartier der VUG (VoerderUntergrundGegner) und ihres apparats von handzettelverteilern und graffitisprayern. bis zum ankauf der stockumer schule durch die VVV campierten diese alt-aktivisten in dem jugendzentrum, daß sie selbst damals gegen die stadtväter durchgesetzt hatten und dessen diese sich jetzt unter der notwendigkeit der dort entstehenden haltestelle „stockum“ entledigen konnten. aber die VUG besteht nicht nur aus alt68er, sondern ist ein heterogenes gebilde auch aus gester bauern, den im verdacht der heimlichen finanzierung stehenden, ansässigen autohäusern, anti-emmelsummern und fortschrittlichen kräften aus friedrichsfeld, die für ihr dorf mehr oder bürgernahe haltestellen fordern: „friedrichsfeld war voerde 2, aber fährt nicht zweiter klasse“, so die überschrift eines flugblatts der VUG. es könne nicht sein, daß der franzosenfriedhof umgegraben wird und der neue industriepark, den mangels investoren schon der ginster zurückerobert, friedrichsfelds einzige verbindung zur neuen, der unterirdischen welt sei.

närrische zeiten das

der VKV ist keine splittergruppe der bekannten VUG (VoerderUntergrundGegner), sondern der 1. Voerder-Karnevals-Verein, der sich insofern in die debatte um die 1. voerder u-bahn eingebracht hat, als er seine nächste session unter das derzeit populäre motto „voerde down under“ stellen will. „die VVV ließe wohl nichts unversucht, die bahn unter die erde und unter die leute zu bringen“, so winand schürmann, generalsekretär der VUG vielsagend und schlug vor, daß VKV und VVV doch ihre nächsten festsitzungen gleich gemeinsam ausrichten könnten, begrüßte aber, daß das närrische des projektes einer voerder u-bahn so endlich treffend zum ausdruck gebracht würde. im flugblatt nr. 47 der VUG regte er weiter an, den alljährlichen umzug der narren und narrelesen - zur akustischen entlastung der anwohner und reduzierung der konfettiverschmutzung. - zukünftig doch unterirdisch stattfinden zu lassen. voerde hätte ja bekanntlich 38000 einwohnern, von denen man 1000 immer sähe und den rest nur an karneval und diese müßten dann vielleicht nur noch die unglücklichen inhaber von monatskarten ertragen: seiner meinung nach wäre auch die ursprüngliche streckenplanung der U1 - im volksmund auch „zuch“ genannt - verdächtig nah an der route der in voerde sesshaften heloten und helauten orientiert gewesen, deren geisterhaft in den tunneln widerhallendes grölen, am aschermittag, wenn tatsächlich so alles vorbei sei, von den streckengängern vergeblich zu orten versucht werden müßte. jenseits aller polemik sei es aber eine tatsache, daß die die innenstadt zerreißende unterführung am bahnhof nur gebaut wurde, damit der voerder karnevalszug nicht mehr länger von zügen der deutschen bundesbahn abhängig ist. bekanntlich warten s-bahnen nicht auf karnevalszüge und umgekehrt: warten müsse nur der fahrgast. auch die durchfahrtshöhe sei ja weniger an lastwagen, als vielmehr den mützen karamelle werfender karnevalsprinzen angemessen. auch diese ausgeburt voerder backsteinfantasien wäre also mit der voerder u-bahn, laut dem gewieften dialektiker schürmann - welcher sich jedoch nicht als büttenredner betätigen will - wenn nicht aus der voerde, so doch aus der welt zu schaffen. er hege den verdacht, da alle überirdischen projekte der stadt an ihrer häßlichkeit gescheitert wären, sie sich jetzt auf unterirdische projekte konzentriere, "weil es da unten ja so dunkel ist." helau!

Mit der U-Bahn nach O-Holthausen

Da musste er wohl einen Gegenpol setzen, der Holthausener Heimatbund. War doch im Frühjahr erst die benachbarte Haltestelle "Stockum" mit geradezu revolutionärem TamTam eingeweiht worden. Jugendliche mit langem Haar, Stammgäste des ehemaligen Jugenzentrums Stockumer Schule (heute U-Bahnstation, Anm. d. Redaktion) hatten die Gunst der Stunde genutzt und so wurde zur Eröffnung der Haltestelle gleich noch den Opfern der Märzunruhen 1920 mitgedacht. Das gemeinhin sehr umstrittene Gedenken der gefallenen "Spartakisten" wurde jedoch von Anwohnern und Politik relativ gelassen in Kauf genommen, denn mit der Schließung des Jugendzentrums war nach "Jahren der Qual" nun endlich Schluss mit "Remmidemmi und Rowdytum", so Else Dönkens von der Stockumer Siedlergemeinschaft Schafstege. Also durfte auch die Internationale gesungen und bunte Fähnchen geschwungen werden, als die Bauarbeiter des VVV mit ihren Schutzhelmen im Dunkeln des Tunneldurchstichs erschienen. Doch jetzt, wo der unterirdische Nahverkehr rund vier Monate später auch Holthausen erreicht hat, suchte man vergeblich nach schmetternden Schalmeienkapellen und roten Fahnen. Wie erwartet zeigten sich die Holthausener musikalisch deutlich zurückhaltener. Der Fanfarenzug der Pfälzer Kolonisten sowie der Shanty-Chor "Reeshoven" boten zu diesem gedenkwürdigen Anlass ein sentimentales Programm, bei dem selbst Winand Schürmann (VUG, d. h. VoerderUntergrundGegner) eine "gewisse Gänsehaut" bekam, was aber laut eigener Auskunft auch an seiner Abneigung gegen "Amazing Grace" liegen könne. Dennoch schien er insgesamt der Holthausener Veranstaltung eher wohlgesonnen zu sein. "Mir gefällt diese gewisse Verschlagenheit der Holthausener, wie sie hier ihr riesiges Territorium deutlich abstecken mit einer unmissverständlichen Grenzstraße, wie sie sich teilen, um dem VVV (Voerder-Verkehrs-Verbund) gleich 2 Haltestellen abzuluchsen." Auch fände er es Klasse, dass sich die Holthausener einst aus Mangel an Geschichte einfach ein Wappen ausgeliehen hätten, dessen Kompassrose doch um einiges weltmännischer sei als die drei gelben Stockumer Hühner. "Stockum ist mir suspekt. Da hatten sie schon den höchsten Punkt der Gemeinde in ihrer Mitte, aber statt einen schmucken Aussichtsturm zu errichten, fiel ihnen nichts anderes ein als dort den Galgen aufzustellen!" giftete der Generalsekretär der VUG in Richtung Westen. Und auch der Holthausener Heimatbund geizte nicht mit Sticheleien, als der Vorsitzende Heinz Vennof, genannt "de Ape", im Festzelt bei Grüter auf den benachbarten Stadtteil zu sprechen kam. "Ihr Lieben, der ein oder andere wird sich erinnern, wie Stockum an genau dieser Stelle, an der heute unser Anschluss an das Voerder U-Bahnnetz erfolgt ist, einst die Telefonschranke errichten ließ, wo unsereins dann fernmündlich um Einlass betteln sollte. Und sicherlich erinnert ihr euch auch daran, dass kaum ein Mensch dahin wollte, wo der Hund bekanntlich im Busch begraben liegt, also war es bald vorbei mit diesem Projekt. Wir dagegen wollen heute, mit der Eröffnung der Station 'Oberholthausen"' die Schranken öffnen für einen freien Wandel über alle Grenzen hinaus. Während die Stockumer mit Schildern verkünden, wo Voerde aufhört, wollen wir mit dieser Haltestelle zeigen, wo Voerde erst richtig anfängt!" Anmerkung der Redaktion: Die Haltestelle wird erst mit Abschluss der Fliesenarbeiten für die Öffentlichkeit zugänglich sein. In kunstvoller Handarbeit wird im Bahnsteigbereich der Station eine Szene aus Dr. Paul Schlichthaars Volksstück "Der Graf von Heidelust" als Fliesenmosaik abgebildet werden.

ein leserbrief

sehr verehrter herr brinkhorst*

ich bin die glückliche inhaberin einer monatskarte der voerder u-bahn mit der laufenden nr. 1 und wohne seit dem krieg in voerde 3 (alte postalische bezeichnung von möllen, anm. der redaktion) auf der schlesierstraße und der 918er fährt ja sehr unregelmäßig: zur vollen stunde nur bis zum rathaus, aber z. b. um 17 uhr auch, um halb nur als taxi-bus und an schultagen zehn minuten früher. woher soll ich alte frau wissen, wann schule ist? weil, ich muß doch im sommer zu meinem mann in voerde. wir haben uns immer gut verstanden, aber mit dem 16er ist es wirklich eine himmelfahrt, wenn man auch viele alte bekannte trifft, die zum arzt oder auch zum friedhof gießen fahren müssen. aber daß es eine u-bahn in voerde gibt, mit der man doch viel schneller unterwegs ist, wollte mir leider niemand glauben. auch lese ich immer die flugblätter, von wem die waren, kann ich ihnen allerdings nicht mehr sagen (von der VUG, d. h. VoerderUntergrundGegner - hier flugblatt nr. 37 - die bekanntlich überhaupt die existenz einer voerder u-bahn hartnäckig leugnet, anm. der redaktion), aber ich erinnere mich, da stand, es würde überhaupt noch gar keine geben, keine u-bahn nämlich, eine unverschämtheit, wie ich ihnen im nachhinein sagen muß, da ich doch schon oft in der haltestelle möllen-bahnhof eingestiegen bin. die soll ja bald „eronik“ heißen, aber da kann ich ihnen was erzählen, ich bin eine alte frau, aber ich merke noch, wenn die tapeten feucht sind, weil nicht immmer geheizt ist. „dringende renovierungsarbeiten wären aufgeschoben“: auch gibt es in der haltestelle möllen-bahnhof keinen aufzug, wenn ich das so sagen darf, aber ich kann mit der U2 bis zum sportzentrum ohne umsteigen fahren, in zehn minuten bin ich da und dann ist es ja auch zu fuß nicht mehr so weit und wenn ich meine schwester besuchen will, weiter sogar bis zum franzosenfriedhof. aber ich habe mich nie wirklich mit meiner schwester verstanden und sie hatte immer so einen großen hund, wissen sie. warum gibt es aber auch keine maulkörbe für hunde in der u-bahn: das sollten sie vielleicht, wenn ich mir erlauben darf, einführen. u-bahn fahren ist aber schon schön, wenn es auch leider wenig aussicht gibt, aber das kann man wohl nicht ändern, aber die stimme der dame, die die haltestellen ansagt, ist wirklich sehr schön. vielleicht kann man noch während der fahrt klassische musik spielen? (schon seit sechs monaten wird in einem pilotprojekt auf der U1 spellen bahnhof – schacht lohberg barockmusik von vivaldi eingespielt, anm. der redaktion), das beruhigt ja vielleicht ja auch manche fahrgäste: ist denn das rauchen ab friedrichsfeld wirklich erlaubt? wie gesagt, ich habe meine schwester nie so recht gemocht. ich muß dann immer so husten, auch mein mann hatte es schon zu lebzeiten immer mit den bronchien, aber vielleicht wird es ja auch mal einen wachdienst geben, wenn die voerder u-bahn mal gebaut wird? wenn es aber noch gar keine voerder u-bahn geben sollte, wie manche immer noch behaupten, möchte ich sie höflich um rücknahme meiner monatskarte und erstattung der kosten bitten.

in erwartung ihrer antwort verbleibe ich
mit freundlichen grüßen
ihre käthe matzken

* gemeint ist wohl herr brinkhoff, baudezernent d. stadt voerde, anm. der redaktion

Donnerstag, 20. August 2009

einmal am rhein

37 grad celsius bei einem kaum merklichen südwind von 8 km/h. die luft ist wegen der am nachmittag zu erwartenden gewitter zunehmend schwül. die niederschlagswahrscheinlichkeit beträgt trotzdem nur 20%. der pegel des rheins steht - bei gleichbleibender tendenz - auf 277cm. ganz in dessen nähe – im „görsickerfeld“ in götterswickerhamm an der straße nach löhnen - geht heinrich pontkees, aufsichtsratsvorsitzender des VVV (voerder-verkehrs-verbund) seiner lieblingsbeschäftigung nach und weiht gerade die haltestelle „görsicker“ (zukünftig zu erreichen mit der U2 „emmelsum hafen – anita-thyssen-heim) ein. während die plakate der VUG (VoerderUntergrundGegner) in den vereinzelten windböen (mit einer stärke von 40 km/h) zu flattern versuchen, betreibt der ehemalige oberstudienrat mal wieder geschichtsunterricht: „was andere verschüttet, abgerissen und niedergelegt haben, wir graben es aus, bewahren es und bauen es – wenn notwendig – auch wieder auf. die voerder U-bahn erschließt nicht nur den untergrund von voerde, vielmehr derart auch dessen versunkene geschichte. dem wollten wir beispielhaft rechnung tragen, in dem wir diese haltestelle, vor der wir heute glücklicherweise stehen können, nicht einfach „görsickerfeld“, sondern ganz bewußt nur „görsicker“ getauft haben. alte kirchenbücher bezeugen seit ende des 17. jahrhundert diesen namen für das rheindorf, das erst auf beschluß des regierungspräsidenten in düsseldorf aus dem jahre 1934 (?!) wieder den namen „götterswickerhamm“ führen muß.“ auch für herz- und kreislaufgefährdete personen war dies bei den bestehenden witterungsverhältnissen allerdings keine sensation. Insgesamt verlief überhaupt die „zeremonie“ – so winand schürmann, generalsekretär der VUG – laut aussage der bei solchen anlässen auch aus sicherheitsgründen immer anwesenden kräften der polizei und der feuerwehr ruhig. pontkees und schürmann sind danach wie gewöhnlich ein bier trinken gegangen, heute in der naheliegenden „arche“. auch das ist voerde. nur von ferne war schon donnergrollen zu hören

Montag, 17. August 2009

einfache fahrt

noch nicht versucht worden ist, jedenfalls nach kenntnis des verfassers dieser Zeilen, eine klassifikation von städten nach den vorlieben ihrer selbstmörder zu unternehmen. selbst in wien, wo nicht der mommbach, sicher aber noch die schöne blaue donau fließt, hat es trotzdem nicht wenig freiwillige gastote gegeben. in den achtziger jahren des vergangenen jahrhunderts befreiten sich manche voerder jugendliche bekanntlich von weltschmerz und privater seelenkümmernis endgültig, auch vielleicht angeregt von einer damaligen fernsehserie, indem sie sich vor einen nachtzug der linie arnheim – oberhausen warfen und zwar bevorzugt in der höhe zwischen schwanen- und prinzenstraße (wie diese vor sperrung des übergangs noch westlich wie östlich der bahnlinie hieß). feuerwehrleute sammelten die versprengten körperteile ein, der notarzt bescheinigte weniger personenschaden als mit dem leben nicht zu vereinbarende verletzungen. damit ist es ja heute für die DB (deutsche bundesbahn) ja – gott sei dank – vorbei: warum? weil es ja inzwischen die U2 (emmelsum hafen – anita-thyssen-heim) und den recht uneinsichtigen tunnelabschnitt bei der umgehung von gest von der haltestelle „orker kreuz“ in richtung der nördlichen endhaltestelle gibt. die nähe zu den von liebespaaren gern genutzten bänken am ausgewiesenen rheinufer in gest wird statistikern nicht verborgen bleiben. die formulare sind allerdings dieselben geblieben. bei überführung des leichnams zum kommunalfriedhof muß allerdings der umstieg im bahnhof möllen in die U3 (noch im volksmund nur „witwenlinie“) in richtung „oberemmelsum brücke“ berücksichtigt werden. was, ohne partnerstädte zu sein, das weltdorf voerde und die weltstadt wien jedenfalls schon jetzt verbinden, sind also die u-bahn und die „söbsdmeada“

Sonntag, 16. August 2009

das voerder tor zur welt

daß wir trotz u-bahn noch auf dem land sind, bezeugen die auf mistkarren aufgestellten plakate. schürmann, winand - der nicht für den stadtrat kandidieren, aber generalsekräter der VUG (VoerderUntergrundGegner) bleiben wird, die nebenbei bisher noch keine wahlempfehlung ausgeprochen hat - irrt, wenn er behauptet, die politischen parteien hätten kein eindeutiges bekenntnis zur voerder u-bahn abgegeben. wenn auch die „betuwe-linie“ im focus der programme zur anstehenden kommunalwahl steht, gibt es doch zwischen den zeilen mindestens anhaltspunkte, wenn auch die publikationen des verbandes der lokalen SPD (sozialdemokratische partei deutschland) bezeugen, daß sie wie ihr bürgermeisterschaftskandidat, der sich bekanntlich auf dem marktplatz in fr’feld gefreut hat, in spellen zu sein, offensichtlich noch nicht in der stadt angekommen ist, obwohl sie an allen ecken und enden der stadt, mit der bescheidenen bitte, am 30. überhaupt zu wählen, rotgestrichene fahrräder hat aufstellen lassen. die politik der GRÜNEN richtet sich weniger symbolisch gegen ein monopol des VVV, indem sie eine ausdehnung des VRR (VerkehrsVerbundRhein-Ruhr) auf voerde fordern. im wunsch vom erhalt des hermann-breymann-bades (haltestelle der U3 oberemmelsum brücke - möllen bahnhof) sind sie allerdings wie gewohnt nostalgisch. wie fast immer anachronistisch geradezu fordert die LINKE ein „sozialticket“ – bus und bahn sollten für alle bezahlbar bleiben, heißt es auf den wahlplakaten - das der VVV (VoerderVerkehrsVerbund) als vorreiter bekanntlich längst umgesetzt hat. selbst „ditz“, hartz-IV-empfänger und nebenbei „chefwriter“ der VUG soll im besitze eines solchen sein. laut der FDP (freie deutsche partei) würde dagegen so tautologisch wie kostengünstig allgemein mobilität die notwendige verbindungen schaffen. die CDU (christlich-demokratische union) ist da beweglicher: “die stadt voerde besteht aus verschiedenen ortsteilen. aus diesem grund hat der öffentliche nahverkehr eine besondere bedeutung“ (punkt 10 des kommunalwahlprogramms 2009). leo spitzel, unser bürgermeister, unterstützt bekannlich im rahmen der erneuerung der innenstadt im bereich zwischen fr’felder straße und dem marktplatz auch die pläne zum bau des verwaltungsgebäude der VVV auf dem gelände des heutigen parkdecks. daß im volksmund aufgrund seiner vorgeschobenen, sich hoch wölbenden gläsernen eingangsfront schon "voerder tor" genannte gebäude soll in seinem erdgeschoss eine geschäftszeile beherbergen und der flaneur in den angrenzenden beiden passagen rechts wie links des häuserblocks, "welcher derzeit ja nur rückseiten hat" (so ein passant), wettergeschützt mit einkaufstüten beladen zum rathausplatz kommen. "gebt voerde nur 3m passage und die penner werden sich drängeln und alles wird vollgep**** sein" (so der anonyme passant weiter). ironischerweise wäre aber damit das stadtcafé als informationszentrum der VUG somit wortwörtlich zukünftig unter dem dach des VVV?!

Sonntag, 9. August 2009

nicht nur backsteinphantasien

"bekennerschreiben liegen nicht vor! wir hätten die eingänge der haltestelle ´barbarastraße` auch nie mit kalksandsteinen, sondern natürlich in kenntnis der voerder traditionen, wenn überhaupt, nur mit roten backsteinen vermauert“ (schürmann spielt auf den ungeklärten vorgang an, daß die eingänge der haltestelle „barbarastraße“ in der nacht vom 17. auf den 18. juli von unbekannter hand ganz einfach zugemauert wurden). " damit scheiden wir aber allein aufgrund unseres geschichtsverständnis als verdächtige aus“, so winand schürmann (VUG, dh. VoerderUntergrundGegner) entschieden, er fände nurmehr interessant, „daß es in voerde überhaupt einen anscheinend nicht organisierten widerstand geben könne“. worüber schürmann aber letztlich nicht zu sprechen gewillt zu sein schien, war, daß backsteine in unserer stadt derweil mangelware geworden sind, weil diese sowohl zum bau des VVV-verwaltungsgebäude auf dem ehemaligen parkdeck gegenüber dem „kaufmarkt“ als auch zur aufstockung des „helmut-pakulat-bahnhof“ benötigt würden. “twin towers“, so schürmann wie ein diogenes - noch im sonnenlicht - vor dem ehemaligen stadtcafé, das ja das informationszentrum der VUG beherbergt, „aber unsere jungs werden noch keine flugscheine machen“. er begrüße aber, daß sowohl brinkhoff (baudezernent der stadt) als auch die VVV (dh. Voerder-Verkehrs-Verbund) offensichtlich abstand genommen haben von ihren plänen, den rathausplatz mit einem parkhaus „zu verschönern“. dieses soll ja jetzt nämlich dem „helmut-pakulat-bahnhof“ aufgepfropft werden. ob der weihnachtsmarkt nun in der irdischen niederungen des rathausplatzes oder auf den himmlischen höhen des „helmut-pakulat-bahnhof“ stattfinden soll, wird die kommunalpolitik entscheiden müssen. wenn er, schürmann, mit dem fahrrad durch die stadt führe, sähe er zwar anläßlich der bevorstehenden wahlen auf den plakaten einen haufen köpfe, die schon vorsorglich an lichtmasten aufgehängt wären, aber er vermisse bei allen parteien die notwendige aussage zur voerder u-bahn, vielmehr „tun die fast so, als gäbe es sie gar nicht“

von nichts käme nichts?

wer irrtümlich „in den eichen“ aussteigt, den begrüßen nicht einmal „kühe in halbtrauer“ (arno schmidt) rechts oder links vom bahndamm ( die u4 „unteremmelsum – eppinghoven sportplatz“ verkehrt bekanntlich auf voerder gebiet auf den gleisen der ehemaligen steag-werksbahn, vormals die bundesbahnstrecke oberhausen – meiderich – möllen- spellen - wesel). „über allen wipfeln wäre also ruh“, wenn hier denn auch noch eichen stünden, aber kein baum begrenzt die sicht über die felder auf die im westen kurvende frankfurter straße und jenseits davon den schacht von löhnen. winand schürmann (VUG, dh. VoerderUntergrundGegner) beschäftigte die frage, ob auch kühe trotz ihres gewichtes zukünftig den halben fahrpreis wie hunde entrichten müßten, während heinrich pontkees (VVV, dh. voerder-verkehrs-verbund) seine eröffnungsrede zur einweihung der neuen haltestelle hielt: schon auf flurkarten vom 1733 fände man diesen weg, der früher „schmitzstraße“ nach dem ehemaligen eigentümer des kalbeckhofes genannt wurde. die voerder U-bahn hätte es es sich zum ziel gesetzt, auch immer zwischen vergangenheit und zukunft zu vermitteln.

pontkees: „wir, voerde“

schürmann (für sich) : „pluralis majestis?“

pontkees: „als uns drohte, zwischen wesel und dinslaken aufgeteilt zu werden“

schürmann (beiseite) : „pontkees spricht immer über die kommunalreform 1974, als hätte uns damals eine polnische teilung gedroht“

pontkees: „wurden gemeinde ohne viel mehr anderes als platz zu haben. durch die U-bahn werden wir noch mehr platz haben.“

schürmann (von der rampe) : „mir schwant hier manchmal ein unterirdisches brackenberg zu entstehen: breitest ausgebaute verkehrswege für einwohner, deren häuser nie gebaut wurden“

pontkees: „aber das bewußtsein bestimmt das sein!“

schürmann (on twitter) : „das ist aber hegel, nicht pontkees“

pontkees: „wir sind aus dem nichts eine stadt geworden, so wie auch hier später aus dem nichts hunderte von fahrgästen ein- und aussteigen werden“

der verkehrszähler hatte sich einen klappstuhl und vorsorglich einen regenschirm mitgenommen, war eine der mit den zielrichtungen beschilderten gittertreppen, die rechts und links von der straße zum bahndamm hochführten, hinaufgestiegen, wo zwischen den gleisen wiederum ein schild mit der aufschrift „in den eichen“ stak. er war da oben allein, aber anscheinend richtig, auch wenn ein letztlich bestätigendes graffiti des VUG fehlte. um 10.06 sah er von norden aus richtung „altes rathaus“ (auch „bahnhof löhnen“) die – in den farben eines limonadenherstellers im verspäteten morgendunst wie eine gelbe sonne fahrplangemäß aufgehende – u4. keiner stieg ein, keiner stieg aus, notierte er nicht zum letzten mal heute, allerdings war er wohl auch noch zu sehr in die gegenwart verstrickt. "north by northwest" erinnerte er sich schmunzelnd und beobachtete den himmel über löhnen erwartungsvoll.

Samstag, 1. August 2009

It’s marvellous

„wie immer spielten sich herzzerreißende szenen ab“, so winand schürmann (VUG, dh. VoerderUntergrundGegner), der seine plastiktüte schwenkte wie die gastfamilien ihren union jack, als der reisebus mit den gästen aus unserer partnerstadt alnwick vom rathausplatz zurück in richtung northumberland startete. der aufenthalt unser sehr verehrten gäste mußte allerdings um eine woche verkürzt werden, da die schlafstätten der gastfamilien für die U-bahnarbeiter reserviert waren („eronik“ hat bekanntlich alle voerder hotels mit den arbeitern für das neue kraftwerk in walsum belegt und stellt sich seit dem skandal um den möllener bahnhof sowohl stur als auch quer, siehe auch unseren bericht "nächste station: eronik" vom 1. juli 2009). also schlafen unsere voerder U-bahnbauer zur ferienzeit in den schulen und sportstätten der stadt, campieren aber - in ermangelung eines wachdienstes - auch zum schutz gegen anschläge der VUG in den haltestellen selbst, nachdem die eingänge der haltestelle „barbarastraße“ in der nacht vom 17. auf den 18. juli von unbekannter hand ganz einfach zugemauert wurden. "wir sind maler und keine maurer", soll "ditz", chef"writer" der VUG dazu verlauten lassen haben sollen. die kriminalpolizei ermittelt. eine einquartierung bei gastfamilien ist aber auch langfristig erforderlich, „damit ein herr schürmann nicht mehr länger sagen kann, wenn er in ‚babcock’ einstiege, sähe es aus, als wenn der deich schon gebrochen wäre, nur weil unsere arbeiter in schlafkartons auf den bahnsteigen nächtigten“ , so jedenfalls siegfried brinkhoff, baudezernent der stadt. unsere englischen gäste wurden für ihren kurztrip jedenfalls mit wochentickets des VVV (voerder-verkehrs-verbund) entschädigt: „it’s marvellous“ (engl. = „es ist fabelhaft“), so john busby, der wie seine mitreisenden zwei wochen kaum das tageslicht gesehen hatte, breit grinsend unter seiner sonnenbrille. oberirdisch besonders beeindruckt hatte unsere besucher allerdings - und wer sein "castle" vor der tür hat, versteht was davon - das liebevoll nach historischen plänen wiederaufgebaute schloß mehrum (im zweiten weltkrieg weitestgehend zerstört und 1965 niedergelegt), das in seinem keller jetzt eine haltestelle, im erdgeschoss ein restaurant und im obergeschoss einen festsaal beherbergt, "auch der aussichtsturm ist für das publikum geöffnet und der wappenstein wieder an seinem platz" resümiert brinkhoff stolz. finanziert wurde „disneyland“, so schürmann verständnislos, aus landesmitteln im zuge des projekts "kulturhauptstadt ruhrgebiet 2010", dem auch voerde eine kunst- und kulturwoche im nächsten februar widmen wird. "nevertheless", so schürmann, die plastiktüte schon als segel voran, „in the meantime for some people it seems, that the underground of voerde is even more wonderful than its surface”