Donnerstag, 27. August 2009

voerde 2

wer trotz der nässe zu fuß von der spellener straße in die bülowstraße einbiegt, den dortigen plattenbau und auch die letzten datschas auf der folgenden querstraße hinter sich gelassen hat, steht vor dem komplex wilhelmstraße 58 – 64: nicht nur bei regen grau, von sachlicher monumentalität, wenn auch auf voerder maß zurechtgestutzt drohend und martialisch die strengen reihe der kleinen fenster und trotz der vier türen sieht er weniger einladend als abweisend aus, eingänge, durch die man wohl hineinzukommen scheint, aber sich nicht sicher sein kann, auch aus seinen vermutlich weit verzweigten kellern wieder herauszukommen. eine endstation vor der roten backsteinmauer des babcock-waldes, ist es aber nicht unterschlupf der fünften kolonne, sondern das hauptquartier der VUG (VoerderUntergrundGegner) und ihres apparats von handzettelverteilern und graffitisprayern. bis zum ankauf der stockumer schule durch die VVV campierten diese alt-aktivisten in dem jugendzentrum, daß sie selbst damals gegen die stadtväter durchgesetzt hatten und dessen diese sich jetzt unter der notwendigkeit der dort entstehenden haltestelle „stockum“ entledigen konnten. aber die VUG besteht nicht nur aus alt68er, sondern ist ein heterogenes gebilde auch aus gester bauern, den im verdacht der heimlichen finanzierung stehenden, ansässigen autohäusern, anti-emmelsummern und fortschrittlichen kräften aus friedrichsfeld, die für ihr dorf mehr oder bürgernahe haltestellen fordern: „friedrichsfeld war voerde 2, aber fährt nicht zweiter klasse“, so die überschrift eines flugblatts der VUG. es könne nicht sein, daß der franzosenfriedhof umgegraben wird und der neue industriepark, den mangels investoren schon der ginster zurückerobert, friedrichsfelds einzige verbindung zur neuen, der unterirdischen welt sei.

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