Sonntag, 9. August 2009

von nichts käme nichts?

wer irrtümlich „in den eichen“ aussteigt, den begrüßen nicht einmal „kühe in halbtrauer“ (arno schmidt) rechts oder links vom bahndamm ( die u4 „unteremmelsum – eppinghoven sportplatz“ verkehrt bekanntlich auf voerder gebiet auf den gleisen der ehemaligen steag-werksbahn, vormals die bundesbahnstrecke oberhausen – meiderich – möllen- spellen - wesel). „über allen wipfeln wäre also ruh“, wenn hier denn auch noch eichen stünden, aber kein baum begrenzt die sicht über die felder auf die im westen kurvende frankfurter straße und jenseits davon den schacht von löhnen. winand schürmann (VUG, dh. VoerderUntergrundGegner) beschäftigte die frage, ob auch kühe trotz ihres gewichtes zukünftig den halben fahrpreis wie hunde entrichten müßten, während heinrich pontkees (VVV, dh. voerder-verkehrs-verbund) seine eröffnungsrede zur einweihung der neuen haltestelle hielt: schon auf flurkarten vom 1733 fände man diesen weg, der früher „schmitzstraße“ nach dem ehemaligen eigentümer des kalbeckhofes genannt wurde. die voerder U-bahn hätte es es sich zum ziel gesetzt, auch immer zwischen vergangenheit und zukunft zu vermitteln.

pontkees: „wir, voerde“

schürmann (für sich) : „pluralis majestis?“

pontkees: „als uns drohte, zwischen wesel und dinslaken aufgeteilt zu werden“

schürmann (beiseite) : „pontkees spricht immer über die kommunalreform 1974, als hätte uns damals eine polnische teilung gedroht“

pontkees: „wurden gemeinde ohne viel mehr anderes als platz zu haben. durch die U-bahn werden wir noch mehr platz haben.“

schürmann (von der rampe) : „mir schwant hier manchmal ein unterirdisches brackenberg zu entstehen: breitest ausgebaute verkehrswege für einwohner, deren häuser nie gebaut wurden“

pontkees: „aber das bewußtsein bestimmt das sein!“

schürmann (on twitter) : „das ist aber hegel, nicht pontkees“

pontkees: „wir sind aus dem nichts eine stadt geworden, so wie auch hier später aus dem nichts hunderte von fahrgästen ein- und aussteigen werden“

der verkehrszähler hatte sich einen klappstuhl und vorsorglich einen regenschirm mitgenommen, war eine der mit den zielrichtungen beschilderten gittertreppen, die rechts und links von der straße zum bahndamm hochführten, hinaufgestiegen, wo zwischen den gleisen wiederum ein schild mit der aufschrift „in den eichen“ stak. er war da oben allein, aber anscheinend richtig, auch wenn ein letztlich bestätigendes graffiti des VUG fehlte. um 10.06 sah er von norden aus richtung „altes rathaus“ (auch „bahnhof löhnen“) die – in den farben eines limonadenherstellers im verspäteten morgendunst wie eine gelbe sonne fahrplangemäß aufgehende – u4. keiner stieg ein, keiner stieg aus, notierte er nicht zum letzten mal heute, allerdings war er wohl auch noch zu sehr in die gegenwart verstrickt. "north by northwest" erinnerte er sich schmunzelnd und beobachtete den himmel über löhnen erwartungsvoll.

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