Donnerstag, 19. August 2010

heimatroman

die überschätzung der frage, wo man sich befinde, so jedenfalls robert musil, stammt aus der hordenzeit, wo man sich die futterplätze merken mußte. der generalsekretär der VUG (VoerderUntergrundGegner), winand schürmann - eine dinkelschnitte als regional begrenzte spezialität des nordens unter dem arm - befindet sich jedenfalls auf dem punkt 51° 62′ nördlicher breite und 6° 65′ östlicher länge, im volksmund auch bekannt als bülowstraße in fr’feld: „die legia nord, die selbsternannte friedrichsfelder befreiungsfront, ist keineswegs eine splittergruppe der VUG, allenfalls eine dépandance des VKV (VoerderKarnevalsVerein)“. die legia nord, die sich übrigens hartnäckig ihre abkürzung verbietet, scheint jedenfalls keine der in unserem dorf verbreiteten aktionsbündnisse oder bürgerinitativen (IB) zu sein, sondern bezeichnet sich selbst „als schlagende verbindung zur befreiung fr’feld von voerde“. die einheit von voerde und fr’feld sei ebenso zum untergang verurteilt wie weiland kakanien. daran ändere auch die “voerder-friedrichsfelder u-bahn“ wie sie ja bezeichnenderweise nicht hieße eben auch nichts. es handle sich hier neben der gemeinsamen PLZ (PostLeitZahl) wiederum nur um einen usurpationsversuch. die befriedung des sogenannten „brötchenkriegs“ durch den vertrag von spellen (siehe unseren beitrag „geteilte stadt“ vom 6. august 2010) geht der legia nord jedenfalls nicht weit genug. es sei bezeichnend, daß es nicht einmal eine haltestelle gäbe, die „fr`feld“ hieße. alle existierenden oder geplanten haltestellen im ortsbezirk wären friedhöfe, babcock hieße nur noch nicht so. initativen, die bahnhöfe umzubenennen in „fr`feld west“ und „fr’feld ost“ wären allesamt gescheitert. der VVV (VoerderVerkehrsVerbund) ließe fr’feld einfach von der landkarte verschwinden, so „das manifest“,schürmann, „der LN“ (!) und polemisch weiter: „in der rahmstraße fahren die züge auch im schrittempo durch. warum nicht einen privilegierten durchgangsverkehr auch für den teilabschnitt der U3 (möllen bf – oberemmelsum brücke) ab dem sportzentrum. „wer aber nach emmelsum will, den wollen wir nicht hindern“, der VVV hat sofort reagiert und läßt, um einen ordnungsgemäßen betriebsablauf zu garantieren, vorsorglich die VUW (VoerderU-bahnWache) verstärkt auf diesem streckenabschnitt patrouillieren. laut der legia nord übrigens spräche schürmann nur noch für sich selbst: „da sitzen im ehemaligen stadt-café nur schürmann, ditz und billy the kid herum – da soll jetzt ja bald auch ein türke `rein“, so jedenfalls „ätze“ von der legia nord. auch die website der VUG ist in die kritik geraten, nachdem dort unbescholtene bürgerinnen (gemeint ist wohl „käthe matzken“ – siehe wiederum unseren beitrag „geteilte stadt“ vom 6. august 2010)) als „personifikation des defekten gedächtnisses der stadtgeschichte“ diskreditiert worden sind. und nennt die VUG siegfried brinkhorst nur noch dr. brinkmann, nennt die legia nord winand schürmann nur noch karl kraus, in anspielung auf den aktuellen internet-auftritt der VUG, überschrieben „die fackel – licht ins voerder dunkel!“

Freitag, 13. August 2010

kraftwerkspark

was bisher geschah: die maroden gleise der ehemaligen bahnlinie „oberhausen – obermeiderich – walsum – möllen – spellen“ teilen sich bekanntlich die züge der eronik-werksbahn mit der U4 (unteremmelsum – eppinghoven sportsplatz). nach dem unfall vom 13. juli schrieb der VVV (VoerderVerkehrsVerbund) diese linie vollmundig als erste deutsche versuchsstrecke für das system VAL (VéhicleAutomatiqueLéger) aus, da laut heinrich pontkees, maßgeblicher anteilseigner des VVV, der kohlehafen letztlich den schienentransport überflüssig mache und so den notwendig werdenden bau des betonfahrweges ermögliche (siehe unseren beitrag „peoplemover“ vom 17. juli 2010). der kohlehafen soll ein bekanntlich rund zehn hektar (inclusive passivlager), im regionalplan bisher als „freiraum“ und „regionalem grünzug“ ausgewiesenes, gelände beanspruchen. die eppinghovener bürgerinitative (BI) kohlehafen, die mittels ihres „bedenkengenerators“ im internet insgesamt 1400 schreiben mit einwänden gesammelt hat, erzwang damit beim für die genehmigung zuständigen regionalverband ruhr (RVR), dass für die notwendige 66. änderung des regionalplans auf dem gebiet der stadt voerde von der eronik weitere unterlagen vorzulegen sind, so die NRZ (NeueRuhrZeitung) in ihrer ausgabe vom 26. juli 2010. pontkees verteidigte schäumend sein prestigeprojekt: „die eppinghovener mögen sich entscheiden: kein kohlehafen, keine u-bahn!“ daß VVV und eronik zusammenhingen, bewiese ja schon die geplante umbenennung der haltestelle „möllen bf“ in „eronik bf“ (siehe unseren beitrag „nächste station: eronik“ vom 1. juli 2009) gab schürmann, VUG (VoerderUntergrundGegner) zu bedenken und fragte sich prompt, ob dann die ab „möllen bf“ richtung süden sich über dem rotbachtal windende hochbahntrasse - „frei nach dem motto: die A40 war nur für einen tag, die U4 aber ist ganzjährig geöffnet“ - dauernd für den fußgängerverkehr freigegeben würde, auch würden dann ja keine 14 meter hohen kohleberge die schöne aussicht behindern (siehe unseren beitrag „weiterhin streit um hochbahnstrasse“ vom 4. juni 2009). was bisher nicht geschah, ist die beauftragung der reparaturarbeiten im beschädigten streckenabschnitt „altes rathaus – eichenweg“. mehmet kutz, dessen arbeitsweg ihn von möllen zum hafen in emmelsum führt, wird also noch einige zeit mit seinen leidensgenossen an der haltestelle „möllen bf“ auf den SEV (schienenersatzverkehrs) warten, der bus, in dem er manchmal einen sitzplatz findet, ihn über die friedrich- und frankfurter str. zur haltestelle „altes rathaus“ bringt, wo bereits die U4 zur weiterfahrt nach „emmelsum hafen“ über „spellen bf „(mit umsteigemöglichkeit zur U1 in richtung helmut-pakulat-bahnhof – schacht lohberg) bereitsteht. die türen schliessen. der zug fährt sofort ab.

Freitag, 6. August 2010

geteilte stadt

immer wieder erreichen unsere redaktion zuschriften mit der bitte, das scheinbar undurchsichtige tarifsystems des VVV (VoerderVerkehrsVerbund) zu erhellen. dabei ist es so einfach: eine vertikale und eine horizontale durch den helmut-pakulat-bahnhof (siehe netzplan) teilen voerde in vier sektoren auf, die im folgenden tarifzonen genannt werden und beginnend im nordwesten im uhrzeigersinn A, B, C, D benannt sind. der fahrpreis richtet sich danach, wieviel zonen durchfahren werden. was hier anscheinend abstrakt klingt, wollen wir durch einige persönliche beispiele veranschaulichen: deichgraef renko carl-frieder bernward von salm-hoogstraaten fährt genauso wie siegfried brinkhoff (baudezernet der stadt, anm. der redation) und heinrich pontkees (mitglied des aufsichtsrat des VVV=VoerderVerkehrsVerbund) mit dem auto. da schlummert ein anderes problem. billy the kid, „writer“ der VUG (VoerderUntergrundGegner), hat kein pferd, aber fährt mit dem fahrrad. wenn aber winand schürmann, generalsekretär der VUG in der haltestelle „babcock“ (tarifzone B) in die U3 einsteigt, um zum helmut-pakulat-bahnhof zu fahren, in dessen nähe sich bekanntlich das informationszentrum der VUG im ehemaligen stadt-café befindet, müßte er einen fahrpreis von 1,30€ (preisstufe 1) entrichten, was er aber nicht tut! aber nicht aus protest, sondern weil er besitzer eines monatsticket für eine zone zum preis von 20,80€ ist (nur die mitglieder der legia nord sind bekennende schwarzfahrer) . wenn „ditz“, seines zeichens „chefwriter“ der VUG noch bis „rhynum“ weiterfährt, um dort einen sogenannten „bahnfrevel“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnfrevel) zu begehen, kostet dies, unabhängig von den etwaig zu veranschlagenden rechtlichen kosten 1,95€ (für die tarifzonen B + C = preisstufe 2). aber auch „ditz“ hat ein monatsticket und da er in seiner funktion viel unterwegs sein muß, für alle tarifzonen der stadt. die geforderten 50,40€ übernimmt aber natürlich nicht das finanzamt, sondern die VUG. verlierer des tarifsystems ist natürlich, wer alle zonen der stadt tatsächlich durchfahren muß, also zum Beispiel mit der U2 vom „anita-thyssen-heim“ zum „hafen emmelsum“, im vorliegenden beispiel also nicht von A nach B, sondern von B nach A will! (aber durch C + D hindurch muß) und das kostet! im einzelfall 3,15€. Bruno S., der frührentner ist, hat allerdings deswegen eine ermäßigung und zahlt monatlich nur 45,36€. er fährt die U2 von betriebsbeginn bis betriebsschluß. was eine stadt sein will, braucht natürlich auch seine „penner“.seine frau schlägt ihn.

„bruno, wie geht’s dir?“ „schlecht“ „warum?“ „ keine zigaretten mehr“

verlagert er die prioritäten, aber im zugigen wartehäuschen der DB (deutscheBundesbahn) wären ihm im winter beinahe sogar die füße abgestorben, für ihn die u-bahn, trotz der fahrpreise, also ein fortschritt wäre, auch im sommer so schön kühl. der schwarz gekleidete wachdienst des VUW (VoerderU-bahnWache, im volksmund auch „the guardian angels“ nach der rockervereinigung, der sie entstammen, benannt) kennt ihn und läßt ihn in ruhe. auch wenn er nicht schliefe, würde er aber nie käthe matzken begegnen, die nämlich in der haltestelle „möllen bf“ (tarifzone D) in die U3 (die sogenannte „witwenlinie“) einsteigt, um mit ihrer monatskarte ihre verwandten, die unwissentlich auf den friedhöfen in tarifzone B liegen, zu besuchen.

„frau matzken, wie empfinden Sie persönlich das tarifsystem des VVV?“

„sehr gut, wissen sie, wenn jetzt noch die haltestelle „waldfriedhof“ kommt, dann kann ich auch noch meinen schwager besuchen, der ist ja früh verstorben, wissen sie. der16er (buslinie der NIAG: anm. der redaktion) fährt ja auch nur noch alle zwei stunden und so lange will ich meine schwester eigentlich ja gar nicht sehen, auch wenn sie nicht mehr sprechen kann. hinrich war übrigens auch lokomotivführer, noch im krieg, hat er immer die arbeiter vom lager (gemeint ist „buschmannshof“, anm. der redaktion) zu krupp nach essen gefahren, wie hätten die ohne ihn da hinkommen können. sollen ja aber auch kinder umgekommen sein damals, ist aber doch schade um so einen jungen menschen, na ja, nächsten monat wäre er auch schon 85 geworden. bei mir geht`s ja mit der hüfte auch nicht mehr so recht, das mit dem einsteigen fällt manchmal schwer

wir erlauben uns zu vermuten, daß die stadt also nicht nur in tarifzonen, vielleicht vielmehr sogar auch in vergangenheit und zukunft aufgeteilt zu sein scheint!

ein sonderfall der gegenwart, auch in musikalischer hinsicht sind die ratinger alphornbläser, die uns in der epoche der vuvuzuelas mit einem konzert in der schinkelkirche in götterswickershamm erfreut haben. wie dem eingeweihten nicht entgangen sein wird, haben diese in den fremdenzimmern auf der schafstege genächtigt. diese haben natürlich ein gruppenticket zur haltestelle „görsicker“ gezogen (auch mußten sie nach der vorübergehenden sperrung der U4 keinen erhöhten fahrpreis zahlen, da der „umweg“ über die U3 keinen nachpreis erforderte). wenn die voerder u-bahn auch ein personenbeförderungssystem ist, haben wir nebenbei gelernt, daß neben hunden, kindern unter 6 jahren auch alphörner nicht fahrpeispflichtig sind.

im vertrag von tordesillas im jahre 1494 haben bekanntlich spanien und portugal die neue welt unter sich aufgeteilt, im vertrag von spellen AD 2010 die beiden backimperien die unterirdische welt der stadt: hier verläuft die sektorengrenze horizontal durch den helmut-pakulat-bahnhof: wenn also else dönskens, SSS (StockumerSiedlergemeinschaftSchafstege) und auch PWV (ProWaldVoerde), wohnhaft in stockum, also im nördlichen bereich AB), einen kastenwiener (ungesüßtes weißbrot) kaufen will, muß sie in den südlichen Bereich CD fahren, am besten mit der U1 (spellen bf – schacht lohberg) bis zur haltestelle „bahnhof voerde“, wo sich der für sie nächste, unteridische backshop befindet. die planmäßigen 6min fahrzeit kosten sie 1,95€ (tarifzonen A – C) + 1,70€ (für das Brot) = 3,65€. Aber wenn`s schmeckt!?

Dienstag, 27. Juli 2010

peoplemover

wir wollen den geneigten leser ja nicht mit fragen von unter- und überbau von gleisanlagen langweilen, aber durchgehend geschweißtes gleis verhindert schienenstöße und vermitteln nicht nur dem von der frühschicht aus emmelsum heimkehrenden hafenarbeiter mehmet kutz, sohn eines polnischen vaters und einer türkischen mutter, das sanfte gefühl, nach hause – in diesem fall möllen – gewiegt zu werden. während mehmet - alle duzen ihn, ihn stört das nicht - so aus dem fenster guckt – die U4 fährt bekanntlich oberirdisch auf den werksgleisen der eronik (früher bekanntlich die linie oberhausen – obermeiderich – walsum – möllen – spellen) und jenseits der frankfurter str. friedlich, wenn auch in der hitze von aufdringlichen insekten belästigt, grasendes viehvolk, beäugt, macht es kurz vor der haltestelle „eichenweg“ RUMMS (= dies ist keine abkürzung, sondern lautmalerischer ausdruck einer schweren erschütterung).was war passiert? würde mehmet immmer noch, wie geplant, nach feierabend seinen tee trinken können im möllener multi-kulti-verein, der ja noch immer auf „auf der horst“ residiert. für die freunde des kalauers sei hinzugefügt: auf der horst heißt möllen müllen. die bewohner dieser alarm-, zaun-, schloß- und stacheldrahtgesicherten parzellen sollten weniger die deutsche als die fahne von messi hissen (zu erreichen ist „die recyclte welt“ über die station „möllen bf“). das grasende viehvolk im blickwinkel von mehmet sprang auf und ab, vergeblich versuchte er das bild zu justieren. „war auf einmal ratterratter“ (so jedenfalls herr kutz). was er beschreiben will, ist, daß der hintere teil des kanariengelben „binalco-bombers“ (wie ihn das fußballverrückte voerde nennt) aus dem gleis gesprungen war und vom fahrzeugführer anscheinend unbemerkt 500 meter auf dem kiesbett rutschte, bis der zug sich in die haltestelle „eichenweg“ retten konnte und dort auch, zum glück für alle beteiligten, zum stehen kam. der lokführer wurde unter schock in das st-vinzenz-hospital dinslaken verbracht. der zustand der maroden, bereits 1912 in betrieb genommenen, gleisanlagen ist nicht zuletzt von der VUG (VoerderUntergrundGegner) wiederholt kritisiert worden. winand schürmann wie gewohnt wörtlich: „nicht umsonst quietschen die kohletransporte der eronik im schrittempo durch den wohnungswald. das war für mich eine frage der zeit.“ er persönlich ziehe letztlich überhaupt auch den gesang der dortigen vogelwelt vor. der VVV (VoerderVerkehrsVerbund) hat aber schnell reagiert und die U4 als erste deutsche versuchsstrecke für das system VAL (véhicle automatique léger) ausgeschrieben. es handelt sich dabei um einen leichten, automatisch, also führerlos betriebenen zug, dessen trag- und antriebsfunktion durch gummibereifte räder auf einem betonfahrweg ausgeübt wird. probleme mit der eronik sieht heinrich pontkees, maßgeblicher anteilseigner des VVV, nicht: „wenn der kohlehafen auf den äckern am rheinufer zwischen dem dinslakener ortsteil am stapp und dem kraftwerk kommt, sind die jetzt noch gemeinsam genutzten, leider bisher nicht vorübergehenden langsamfahrstrecken ohnehin obsolet.“ schürmann erwarte bissig die betonierung der luft des wohnungswaldes (die U4 verkehrt bekanntlich von „möllen bf“ bis „eppinghoven sportsplatz“ als hochbahn über dem rotbach), nebenbei wäre ihm ja immer klar gewesen, daß die voerder u-bahn führungslos in eine ungewisse zukunft rase. mehmet kutz ist nach dem endlich organisierten schienenersatzverkehr abends noch mit „kati“ und „günni“ (gemeint sind käthe matzken und dr. gunther r. schmidthuysen, siehe zu beiden unsere beiträge „ein leserbrief“ vom 12. juni 2010 und 17. august 2009) auf den schrecken dann doch noch einen raki trinken gegangen.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Rund um Rhynum

Wer dieser Tage den automobilen Weg antritt, um von Mehrum nach Götterswickerhamm zu gelangen, der muss lange Umwege durch die Voerder Puszta in Kauf nehmen. Irgendwo zwischen Wurm und Storch führt ihn die hastig zusammengestampfte Rollbahn auf verschlungenen Wegen dahin, Wege, die nie einer kannte und auch sonst niemand befährt, außer John Deere vielleicht.

Grund für die abenteuerliche Umleitung - bei der sich so mancher, der Leergut zu Trinkgut bringt, oder Eier von Edeka (im Neudeutsch "E-Center") heimwärts, an "Lohn der Angst" erinnert fühlt - ist der Zusammenschluss der U2-Trasse zwischen "Haus Mehrum" und "Görsicker". Wo bald die schmucke Haltestelle auf der Deichkrone mit kleinem Backshop und Kaffeebüdchen (welches im Moment noch behelfsmäßig auf dem Parkplatz am Storchennest residiert) an das untergegangene Rhynum erinnern wird, wälzen sich im Moment noch die Bagger im Schlamm. Grund für den landschaftlichen Kahlschlag ist die etat-politische Endscheidung, die Strecke nicht per Schildvortrieb voranzutreiben, sondern diese im neuen, erhöhten Deich einzugliedern. Dieser neue Hochwasserschutz wird bekanntlich aus Landesmitteln und zu einem nicht unerheblichen Teil aus der Schwarzgoldkasse der DSK (Deutsche Steinkohle AG) finanziert. Nun bekommt dieser Damm als kostengünstige Beigabe eben noch eine quadratische Betonröhre als Spina dorsalis, in dem sich die U-Bahnen frei und unbehelligt vom benachbarten Strom bewegen können.

Deichgraef Renko Carl-Frieder Bernward von Salm-Hoogstraten zeigte sich anlässlich der gestrigen Deichbegehung zufrieden mit den Fortschritten vor Ort. Er begrüßte im Namen der Voerder Deichschau die Entscheidung des Rates, den von Bergsenkung und Klimaerwärmung stets gefährdeten Deich durch einen betonierten Betonkern, welcher die Gleise der U2 führt, äußerst langfristig zu sichern. Die Ängste einiger Anwohner, die U-Bahn könne mit ihren Erschütterungen für Instabilität des Deichkörpers sorgen, nahm er interessiert auf, als sie ihm von den Kuhweiden am Deichfuß zugerufen wurden. Den drei bis vier anwesenden Mehrumer Demonstranten samt Bettlaken ("V V V - Schluss mit U-Bahnbau!") kam er insofern entgegen, als dass er sich von der Deichkrone herabließ, um ihnen mit wahrhaft adliger Gewandheit Rede und Antwort zu stehen. Es bestünde kein Anlass zur Sorge, so von Salm-Hoogstraten, der fertige Deich wäre nicht nur einer der höchsten dieser Welt, sondern auch einer der sichersten. Mit seinem eisenarmierten Betonkern wäre er kaum zu zerstören, das Gleisbett sei beweglich aus absorbierendem Gestein geschaffen, und weitere Bergsenkungen würden die gefugten Teilstücke des Tunnels flexibel verkraften. Fast über eine Stunde erläuterte der Deichgraef geduldig die neuzeitliche Tiefbaukunst am Rhein, und regte an, besorgte Bürger in einer öffentlichen Anhörung in der Alten Schule Löhnen zu empfangen, für alle, die es an diesem Tag nicht zum spontanen Ortstermin geschafft hätten. Murmelnd ging man auseinander, jedoch ist es fraglich, ob die Kritiker damit milder gestimmt wurden. Jedenfalls konnte man heute an der Betonwand in Höhe der Nato-Rampe lesen "Denn eins ist sicher: Der Deich", gesprüht in kunstvollen Silberlettern mit roter Outline, der Handschrift von VUG's Chefwriter Ditz.

Dienstag, 6. Juli 2010

Interview: Nun schweigt die Höh

"Nicht gerade bergauf geht es mit Voerde, obwohl es mühsam genug für den Rat zu sein scheint, sich stadtgestalterisch an der Erdoberfläche Denkmäler zu setzen. Kein Hochhausanbau, kein Voerder Tor, kein Vertikales Voerde. Statt dessen gibt's "Kartoffeln für Möllen" und Neonröhren am Schinkel'schen Kirchturm, in Gestalt von Gleisen freilich, dank Sponsoring des allgegenwärtigen VVVs (Voerder-Verkehrs-Verbund). Lieber bewegt man sich unter Tage in geordneten Bahnen, und über Tage, wo sich schon lange Däumchen statt Krane drehen, macht man Kreise."

Unser Blog hat sich mit dem umstrittenen Voerder Historiker und Kulturkritiker Friedrich Baettgens über die oft beklagte Lage der Stadtplanung unterhalten.

U-topia: Herr Baettgens, es gab in den 80er Jahren an prominenter Stelle ein Graffiti "Stadt Voerde Stadt, Voerde platt!". Laut der Aussage kritischer Bürger trifft dies heute noch zu. Würden Sie dem zustimmen?

Baettgens: Ja. Ich habe diese Schmiererei damals gesehen, darüber geschmunzelt und gedacht, das könnte von mir sein. Heute sehe ich das anders. Heute würde ich vielleicht schreiben "Statt Voerde Stadt, Voerde platt".

U-topia: Weil Sie noch immer für eine Rückkehr zur Gemeinde Voerde und einem Kirchspiel Götterswickerham eintreten?

Baettgens: Nein, das waren damals nur Gedankenspiele. Lieber sähe ich, dass sich die Kommunalreform in der ursprünglichen Fassung durchgesetzt hätte.

U-topia: Das heißt, Voerde wäre je zur Hälfte entlang der Grenzstraße an Dinslaken und Wesel gefallen?

Baettgens: Richtig. Man hätte damit ein Schlußstrich ziehen können. Das Ende eines Flickenteppichs, einer Zwangsehe zwischen Bauernschaft und Truppenübungsplatz. Aber das meinte ich nicht. Wie Sie vielleicht wissen bin ich seit einigen Jahren engagierter Kritiker der Voerder Bebauungspolitik. Vielleicht habe ich den status quo als sogenannte Stadt hingenommen, nicht aber das, was der Stadtrat damit anstellt. Ich kann damit leben dass Voerde Stadt sein will, was übrigens völlig absurd ist, nicht aber mit dem Wie.

U-topia: Und wie will Voerde Stadt sein?

Baettgens: Vorallem unter Tage, wie mir scheint. Doch dazu später bitte. Die Stadt verspricht seinen Zuwanderern ein idyllisches Landleben vor den Toren des Ruhrgebiets. Wer jedoch ohne Vorbehalt hier hereinfährt findet einen entvölkerten Stadtkern ohne Seele vor. Wie Bukarest: Betonwüsten, Brachflächen und Brunnen, die längst versiegt sind. Das übrigens ist exemplarisch! Der Brunnen, als letztes Attribut einer dörflichen Idylle. In Voerde entweder verschwunden oder versteinert. Der Markplatzbrunnen ist weg. Ebenso der Spellener. Bei dem an der Bahnhofstraße hat man das Wasser durch Beton ersetzt. Das muss man sich mal vorstellen.

U-topia: Bliebe noch das Gewässer im Helmut-Pakulat-Park ...

Baettgens: Kommen Sie, das ist doch kein Brunnen! So etwas nannte man früher Kloake, besser bekannt als "Pissrinne". Das ganze mündet dann in einer frivolen neo-römischen Badewanne, in dem die Hunde ihre Gemüter kühlen. Wieder so ein Beispiel für gut gemeinte Fehlinvestition. Wobei mir die Finanzen leidlich egal sind, schließlich stehe ich der FDP nicht all zu nahe.

U-topia: Sind diese Versuche, Naherholungsräume zu schaffen nicht auch exemplarisch?

Baettgens: Ja, denn sie sind allesamt gescheitert. Voerde hat mehr Parkdecks als Parkanlagen. Wo die Menschen wandern, entstehen Gewerbegebiete. Haus Voerde mit seinem Park der Ringe, ein Ewigkeitsprojekt, geschaffen in der Hoffnung, jemand möge in naher Zukunft vergessen, dass er gebaut werden soll. [...]

Hinweis: Ein komplettes Transscript dieses Interviews wird i.M. erstellt. Es wird an dieser Stelle in Kürze zum Download bereitstehen.

Dienstag, 29. Juni 2010

vivat!

die voerder mauern (zur rückkehr der stadtbefestigung siehe auch „bridge over trouble“ vom 29. juni 2010) werden von 13 bürgerschützenvereinen verteidigt, wie wir freundlicherweise dem internetauftritt der stadt (in der rubrik „in voerde leben“) entnehmen können (der im übrigen aber auch weiterhin die existenz einer u-bahn in unserer stadt ignoriert). wir begrüßen daher auch in diesem jahr die initative des VVV (=Voerder VerkehrsVerein), mehrfachkarten zu billigtarifen und sonderfahrten, vor allem zu den schützenfesten in den rheindörfern anzubieten. „so sind also „ordnung einigkeit frohsinn“ -so das traditionelle motto des BSV (=BürgerSchützenVerein) mehrum 1692 e. V. (=eingetragener Verein) - jetzt nicht mehr aufzuhalten“, so winand schürmann, VUG (=voerderUntergrundGegner) und regt zusätzlich an, doch die über das rotbachtal sich windende U4 über die bisherige südliche endhaltestelle „eppinghoven sportplatz“ bis zu den dinslakener krankenhäusern zu verlängern. analog zur im volksmund auch „witwenlinie“ genannten U3 (siehe auch „Böse Miene zum guten Spiel“ vom 13. juli 2010) verdiene die U4 dann den namen „schnapsleichenzug“.

postscriptum: das bürgerschützenfest in löhnen ist übrigens über bustransfer ab der haltestelle „altes rathaus“, auch „bahnhof löhnen“ (U4) genannt, sich aber bekanntlich gar nicht in löhnen befindet, zu erreichen

bridge over trouble

der autor dieser zeilen hat sich immer über die wahrlich geglückte benennung des "verbindungsweg" gefreut, der ja tatsächlich die frankfurter straße mit der alten mittelstraße verbindet. auch die idee einer brücke ist, etwas zu verbinden. das unterscheidet sie von der überführung, die noch lange nichts verbinden muß. das zu seinem wie auch unserem nachteil weithin sichtbare in beton gegossene beispiel dieser unterscheidung findet der, die natur suchende radfahrer oder spaziergänger in malerischer idylle zwischen grasenden pferden und pickenden hühnern an der rahmstraße in möllen (siehe auch „Ein Leserbrief“ vom 12. Juni 2010): ein wahrzeichen für möllen muß natürlich nicht an irgendeine funktionalität gebunden sein, aber vielleicht hätten wir es nur auf dem stadtwappen als weniger aufdringlich empfunden. man redet viel vom voerder tor, möllen hat schon sein tor. diese tore waren sicherlich elementarer bestandteil mitteralterlicher stadtbefestigung und winand schürmann fragt sich angesichts dieses geschichtlichen rückfalls zurecht, ob die tunnel der u-bahn die entsprechend zeitgemäßen geheimgänge sind. wir erinnern uns, daß hier einmal ein knotenpunkt von autoverkehr, schienenverkehr der DB (=deutsche bundesbahn) und des VVV (=VoerderVerkehrsVerein) entstehen sollte. sowohl unterirdisch wie überirdisch passiert aber nichts. im schritttempo fahren wir mit der U2 (emmelsum hafen – anita-thyssen-heim) durch die sogenannte haltestelle „rahmstraße“ und wundern uns, daß keine vopos, wie damals in der friedrichstraße, die bahnsteige säumen.

anus praeter

daß u-bahnfahren der gesundheit schade, wüßten wir spätestens seit der am eichenweg entgleisten u2, so winand schürmann, VUG (voerderUntergrundGegner) und so wäre die kooperation zwischen VVV (=voerderVerkehrsVerein) und EVK (=evangelisches krankenhaus wesel ) – „wahrscheinlich prophelaktisch". schürmann spielt auf das vor kurzem in der nachbarstadt ausgestellte, begehbare darmmodell an, das derzeit den eingang des helmut-pakulat-bahnhofs ziert. gab es schon die wanderniere, jetzt also auch den wanderdarm: von den bahnsteigen hoch, entkommt der pendler dem gedränge in den kanälen der voerder u-bahn nur durch die geisterbahn seiner eigenen innereien, in einem aus stoff genähntem zwanzig meter langen darm, der am empfang noch gesund aussieht, allerdings kommen schon bald polypen, zwar vorerst noch rosa wie lampions, am ende aber doch der krebs. alles sehr plastisch und durch den after erreicht man sogar den verregneten rathausplatz. "die entwicklung der voerder u-bahn ist jetzt also in ihre anale phase getreten", kommentar des selbsternannten proktologen schürmann und weiter, hier ende aber die anal=ogie: „die wege der voerder u-bahn sind letztlich unerforschlich“. endlich verstünde er aber so die allerorten in den bahnhöfen – im übrigen nicht von „ditz“, dem chefwriter der VUG gekritzelten – fäkalsprachlichen fresken.

karl may kam nur bis friedrichsfeld

fahrpläne zu lesen war ja immer eine schmerzlich-lustvolle geißel kindlich-jugendlichen fernwehs gewesen, aber haltepunkte wie„franzosenfriedhof“ (oder wie die end(!)haltestelle der U3 im volksmund noch bedrohlicher „fr’feld-ost“ heißt) helfen der fantasie kaum in einen wilden westen. Der beklagenswerte schwund an fahrgästen scheint aber weniger darauf zurückfürbar, daß nun alle voerder umgesattelt hätten, gibt es in voerde auch noch so viele pferde. weder tief unter der erde noch hoch zu ross bewegen sich die voerder fort, sondern gar nicht mehr: so sind die bahnhöfe bevölkert, aber die züge leer, mit denen man ja auch weder nach santa fe noch nach dodge-city, sondern bestenfalls bis zum sportplatz in eppinghoven oder zum anita-thyssen-heim kommt. die gefahr einer angedrohten entführung durch die VUG (=VoerderUntergrundGegner) hält sich also in grenzen des götterswickerhammer gerichtsbezirks. das glück dieser erde ruht auf dem rücken der u-bahn; „der bahnhof an sich“ (winand schürmann, VUG hegelianisch) wäre also als aufenthaltsort wichtiger geworden als tatsächlich als ort, irgendwohin zu kommen. so hat sich eine klientel von jugendlichen „outlaws“ gebildet, die ihre wochenenden auf den bahnhöfen der voerder u-bahn verbringen. „voerde ist ein großer wartesaal“ sprayte unlängst billy the kid, einer der writer der VUG und weil es so viele jugendliche in voerde gäbe, die nicht wüßten, wohin, wären zumindestens die bahnhöfe, auch weil größtenteils überdacht, eine sinnvolle einrichtung, ja geradezu eine art jugendzentrum, auch weil es derer immer mehr gäbe, die auf den show-down warteten. der platz am bahnhof der DB (=deutsche bundesbahn) ja auch einfach nicht mehr ausgereicht hätte (so weiter schürmann), der VVV (=VoerderVerkehrsVerein) möchte bitte nur nicht versuchen, umgestürzte mülleimer, demolierte schilder und die hülsen von cashew-kernen der VUG anzulasten. So bleibt die sehnsucht eines erwachsenen. der showdown soll jetzt, hört man, am bahnacker stattfinden, was auch die installation der dortigen straßenbeleuchtung erklären könnte. wenigstens überirdisch passiert also doch noch was in voerde. auch der kaufmarkt ist umgebaut worden. demnächst – das voerder zeitwort – eröffnet bestimmt der saloon. high noon. im schwanenkino läuft wieder „the great train-robbery“. durch ort und zeit fegt tumbleweed.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Stören tut uns diese Rechnung

Dass die heutige Presse-Matinée des Emmelsumer Bauunternehmers Ernst Brosskamp in der Südafrikanischen Landbäckerei "Mandela" stattfand, war purer Zynismus der delikaten Art, liegt diese doch bekanntlich im Gewerbegebiet Grenzstraße (GGG), einer Gegend, die Winand Schürmann (VUG) als "einen der letzten Kriegsschauplätze Europas" bezeichnet, und dazu ein Ort, an dem das herbeigesehnte U-Bahndepot ganz sicherlich nicht stattfinden wird. Bewusst hatte Brosskamp das Pressetreffen hierhin verlegt. Mit einem anschließenden Ausflug zum benachbarten Industriepark wollte er demonstrieren, wohin das Depot seiner Meinung nach ebenfalls niemals gehöre. Mochte dies noch als machtpolitisches Geplänkel zwischen Brosskamp und Brinkhoff (Baudezernent der Stadt Voerde, Anmerkung d. Redaktion) empfunden werden, so wurden doch einige überrascht, andere ernüchert, mit welch überzeugenden Argumenten er den ersten Spatenstich für das Depot in Emmelsum voraussagte. Der "sogenannte Industriepark", so der Bauunternehmer, "werde seinem Namen nicht gerecht," noch Jahre nach der Erschließung, welche man besser als Demontage bezeichnen sollte, würden sich hier mehr Krähen als Unternehmer niederlassen. An die Grünen im Rat gerichtet meinte er: "Brinkhoff sucht doch nur einen Grund endlich das 'Kröppzeug' (O-Ton des Baudezernenten, Anmerkung d. Redaktion) abholzen zu dürfen, in dem sich innerhalb der geschlossenen Mauern von Babcock Fauna und Flora auf ganz einzigartige Weise entwickelt haben." Wieviel umweltverträglicher, fragte er, wäre da ein Depotbau im Industriegebiet Emmelsum, wo Infrastruktur mit Gleisen, Straßen, Brücken, Kanal und Hafen fertig bereitstünden. "Kein Baum müsste fallen, nur die richtige Entscheidung."

Brosskamp, den Schürmann einst mit "Chimäre aus Politiker, Potzblitz und Pykniker" umschrieb, verneigte sich im nächsten Atemzug vor der FDP, welche er in ihrem Einsatz für die korrekte Verwendung "unser aller Steuergelder" bestärken wolle. "Das U-Bahndepot macht nur in Emmelsum Sinn! Würden die verehrten Politiker einmal über den Tellerand schauen, so könnten sie in die Zukunft sehen. In eine prosperierende Zukunft, in der unser Emmelsumer Hafen und seine anliegenden Unternehmen vom LogPort-Projekt des Landes NRW profitieren werden. Denn mit zunehmender Erschöpfung der Kapazitäten im Duisburger Hafen, wird Emmelsum an Bedeutung gewinnen. Bei der Niederlassung der VVV-Werkstätten inmitten dieses Aufschwunges, den der Landtag alsbald mit Fördermitteln vorantreiben will, können ortsansässige Gewerke Hand in Hand arbeiten. Deshalb wäre das Depot in Emmelsum am richtigen Ort zur richtigen Zeit."
Auf die anschließende Frage des liberalen "Niederrhein Kuriers", wo eine Anbindung an das U-Bahnnetz erfolgen solle, antwortete er: "Die Anbindung existiert bereits, und zwar dreifach. Glücklicherweise, auch das sehen Sie bitte als Vorteil für den Standort, sind wir in der Lage, das Depot an drei alternativen Orten zu errichten: 'Emmelsum Hafen', 'Unteremmelsum' oder 'Oberemmelsum-Brücke', wo sich schon jetzt das Busdepot befindet." Als wären dies nicht Argumente genug, fuhr er fort, dass es mit Ausbau des Hafens im Westen außerdem schon bald eine weitere Haltestelle "Kuhwarden" geben solle. "Wir können uns also praktisch aussuchen, wo wir das Depot erbauen wollen. Und falls Sie mich fragen: ich persönlich bevorzuge einen direkten Anschluss an den verkehrtechnisch hochfrequentierten 'Bahnhof Spellen'. Das garantiert kurze Wege!"

Während sich die meisten anwesenden Journalisten noch im Stenoschreiben versuchten, wagte Winand Schürmann, der dem Ganzen bei einem Stück Vetkoek beigewohnt hatte, eine erste Analyse: "Es prallen hier Maxime wettstreitig aufeinander. Brinkhoff, der als Christdemokrat die Goldene Regel für seine ganz subjektive Vorstellung eines Depotstandorts einsetzt und Brosskamp, der dies im Sinne des Kategorischen Imperativs in Frage stellt. Halbzeit: eins zu null für Kant."

Montag, 21. Juni 2010

Das Imperium schlägt zurück

Kaum hatte das Voerder Baudezernat durch ihren Chef Brinkhoff lautstark, und zum ersten Mal konkret, verlauten lassen, wo nach Meinung des Planungsstabes das inzwischen von allen händeringend herbeigewünschte U-Bahndepot hingehört (Industriepark, ehemals Babcock, Anmerkung d. Redaktion), meldete sich der Emmelsumer Bauunternehmer Ernst Brosskamp zu Wort. "Emmelsum hat mit dem Bau des Depots so gut wie begonnen!" begann der Emmelsumer Chefstratege in seiner heutigen Stellungnahme vor dem Entwicklungsausschuss im Rat. "Wir haben die Infrastruktur, die ein Herr Brinkhoff gerade erst im sogenannten Industriepark hat beseitigen lassen. " Seine Ankündigung, noch diese Woche ein fertig ausgearbeitetes Konzept zur raschen Umsetzung der Emmelsumer Lösung präsentieren zu können, ging im allgemeinen Applaus seitens der FDP fast unter.

Samstag, 19. Juni 2010

Wortbruch

"Wortbruch" und "Verschwendung unserer Steuergelder" scholt ein sichtlich erboster Reinhard Schulze-Neuhaus (FDP-Vorsitz, Anmerkung d. Redaktion) die Angekündigung des Baudezernenten Siegfried Brinkhoff, nun doch eine Haltestelle "Waldfriedhof" an der U3, im Volksmund auch "Witwenlinie" genannt, bauen zu wollen. Bislang war dies vom Planungsstab abgelehnt worden, weil unklare Bodenverhältnisse und mögliche Altlasten auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes "Speller Heide" den Schildvortrieb des Tunnelbaus zum Spießrutenlauf werden ließ. Nun jedoch präsentierte Brinkhoff vor dem Ratsausschuss eine "erweiterte Lösung", die lediglich "dem jüngsten demographischen Bericht der Stadt Voerde" Sorge trage. Diese sieht vor, den weiteren Verlauf der U3 ab der Haltestelle "Waldfriedhof" am Risselweg anders zu gestalten. Nicht nur aus Sicherheits-, wohl auch aus Etatgründen will der VVV (Voerder-Verkehrs-Verbund) im Bereich der Speller Heide die Linie oberirdisch weiterführen. Sie soll parallel zur Hans-Richter-Straße verlaufen, bis sie vor der Heidesiedlung wieder in einem Tunnelmund an der Albert-Einstein-Straße verschwindet. Am Franzosenfriedhof, gleichsam Halte- und Endpunkt der U3, könnte später dann der Anschluss an die geplante U5 (siehe Streckenplan) erfolgen. Die Gleiströge in der bereits errichteten Endhaltestelle sind bereits angelegt.

Brinkhoff kündigte ferner an, freilich unter dumpfem Protestgemurmel der FDP, dass es trotz der neuen "Marschrichtung gen Osten" (von der B8 zur Hans-Richter-Str., Anmerkung d. Redaktion), eine Haltestelle "Babcock" geben wird. Ein deutliches Zeichen des Dezernats, das längst überfällige U-Bahndepot schlussendlich auf dem Gelände des ehemaligen Kesselbauers errichten zu wollen. Offenbar wird es an der neuen Haltestelle "Waldfriedhof" eine Ausfädelung geben, welche die Bahn zum Industriepark führt, der dortige Kopfbahnhof "Babcock" wird dann dem Depot angegliedert.
Zu guter Letzt versuchte Brinkhoff auf emotionaler Ebene, die Wogen ein wenig zu glätten. Bei der Haltestelle "Waldfriedhof" sollten die Ratsherren "nicht nur an die älteren Mitbürger denken, sondern auch an die junge Generation, die sicher und bequem zum Tanzen fährt", womit er auf das äußerst beliebte Tanzlokal am Risselweg anspielte. Ein Argument, das angesichts Hunderter von autofahrenden Besuchern der Disco am Wochenende einleuchten mag. Die FDP verkündete jedoch unbeeindruckt und schmallippig, man wolle die Sache prüfen. Auch Winand Schürmann, Generalsekretär der VUG (VoerderUntergrundGegner) beließ es abschließend und gewohnt sarkastisch bei nur einem Satz: "Man schafft ein Grab und fährt im Tanzen fort."

Samstag, 12. Juni 2010

Ein Leserbrief

Sehr geehrter Baudezernent Brinkhoff,
verehrter Kollege!

Gestatten Sie mir bitte die höfliche Frage, wie und wann es nun schlussendlich mit der Haltestelle "Rahmstraße" weitergeht. Den Rohbau hat man ja unter Ihrer Federführung in sehr ansehnlicher Zeit fertiggestellt, seit Monaten jedoch warten die Bürger unserer Stadt darauf, dass dieser Bahnhof endlich in der vorgesehenen Form genutzt werden kann. Noch immer müssen die Fahrgäste im Gänsemarsch einem Trampelpfad folgen und über nackten Beton steigen, um zum Bahnsteig zu gelangen. Das ganze Eingangsgebäude, in dem, wie Sie wissen, auch unser multikulturelles Begegnungszentrum "Die Brücke" für türkisch-deutsche Verständigung untergebracht wird, gleicht optisch nun schon seit geraumer Zeit einem undeutbaren Kasten, von dem mancher uninformierter Bürger denkt, es sei eine Bahnüberführung oder dergleichen. Sehr verehrter Kollege, ich bitte Sie im Namen meiner Mitbürger und den Anwohnern meines Wahlbezirks, endlich Fakten zu schaffen. Mir ist dabei durchaus bewusst, dass sich durch die Gleisreparaturen nach dem U-Bahn-Unfall Ende 2009 alle Arbeiten verzögert haben, jedoch weiß ich aus Erfahrung: Die Gewerke im Eingangsgebäude und der "Brücke" sollte dies nicht tangieren.

Hochachtungsvoll,

Dr. Gunther R. Schmidthuysen
Bauderzernent der Gemeinde Voerde a.D.
Sprecher der Initiative Mehr Multikultur Möllen (MMM)
Wahlbezirk Möllen II