Freitag, 6. August 2010

geteilte stadt

immer wieder erreichen unsere redaktion zuschriften mit der bitte, das scheinbar undurchsichtige tarifsystems des VVV (VoerderVerkehrsVerbund) zu erhellen. dabei ist es so einfach: eine vertikale und eine horizontale durch den helmut-pakulat-bahnhof (siehe netzplan) teilen voerde in vier sektoren auf, die im folgenden tarifzonen genannt werden und beginnend im nordwesten im uhrzeigersinn A, B, C, D benannt sind. der fahrpreis richtet sich danach, wieviel zonen durchfahren werden. was hier anscheinend abstrakt klingt, wollen wir durch einige persönliche beispiele veranschaulichen: deichgraef renko carl-frieder bernward von salm-hoogstraaten fährt genauso wie siegfried brinkhoff (baudezernet der stadt, anm. der redation) und heinrich pontkees (mitglied des aufsichtsrat des VVV=VoerderVerkehrsVerbund) mit dem auto. da schlummert ein anderes problem. billy the kid, „writer“ der VUG (VoerderUntergrundGegner), hat kein pferd, aber fährt mit dem fahrrad. wenn aber winand schürmann, generalsekretär der VUG in der haltestelle „babcock“ (tarifzone B) in die U3 einsteigt, um zum helmut-pakulat-bahnhof zu fahren, in dessen nähe sich bekanntlich das informationszentrum der VUG im ehemaligen stadt-café befindet, müßte er einen fahrpreis von 1,30€ (preisstufe 1) entrichten, was er aber nicht tut! aber nicht aus protest, sondern weil er besitzer eines monatsticket für eine zone zum preis von 20,80€ ist (nur die mitglieder der legia nord sind bekennende schwarzfahrer) . wenn „ditz“, seines zeichens „chefwriter“ der VUG noch bis „rhynum“ weiterfährt, um dort einen sogenannten „bahnfrevel“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnfrevel) zu begehen, kostet dies, unabhängig von den etwaig zu veranschlagenden rechtlichen kosten 1,95€ (für die tarifzonen B + C = preisstufe 2). aber auch „ditz“ hat ein monatsticket und da er in seiner funktion viel unterwegs sein muß, für alle tarifzonen der stadt. die geforderten 50,40€ übernimmt aber natürlich nicht das finanzamt, sondern die VUG. verlierer des tarifsystems ist natürlich, wer alle zonen der stadt tatsächlich durchfahren muß, also zum Beispiel mit der U2 vom „anita-thyssen-heim“ zum „hafen emmelsum“, im vorliegenden beispiel also nicht von A nach B, sondern von B nach A will! (aber durch C + D hindurch muß) und das kostet! im einzelfall 3,15€. Bruno S., der frührentner ist, hat allerdings deswegen eine ermäßigung und zahlt monatlich nur 45,36€. er fährt die U2 von betriebsbeginn bis betriebsschluß. was eine stadt sein will, braucht natürlich auch seine „penner“.seine frau schlägt ihn.

„bruno, wie geht’s dir?“ „schlecht“ „warum?“ „ keine zigaretten mehr“

verlagert er die prioritäten, aber im zugigen wartehäuschen der DB (deutscheBundesbahn) wären ihm im winter beinahe sogar die füße abgestorben, für ihn die u-bahn, trotz der fahrpreise, also ein fortschritt wäre, auch im sommer so schön kühl. der schwarz gekleidete wachdienst des VUW (VoerderU-bahnWache, im volksmund auch „the guardian angels“ nach der rockervereinigung, der sie entstammen, benannt) kennt ihn und läßt ihn in ruhe. auch wenn er nicht schliefe, würde er aber nie käthe matzken begegnen, die nämlich in der haltestelle „möllen bf“ (tarifzone D) in die U3 (die sogenannte „witwenlinie“) einsteigt, um mit ihrer monatskarte ihre verwandten, die unwissentlich auf den friedhöfen in tarifzone B liegen, zu besuchen.

„frau matzken, wie empfinden Sie persönlich das tarifsystem des VVV?“

„sehr gut, wissen sie, wenn jetzt noch die haltestelle „waldfriedhof“ kommt, dann kann ich auch noch meinen schwager besuchen, der ist ja früh verstorben, wissen sie. der16er (buslinie der NIAG: anm. der redaktion) fährt ja auch nur noch alle zwei stunden und so lange will ich meine schwester eigentlich ja gar nicht sehen, auch wenn sie nicht mehr sprechen kann. hinrich war übrigens auch lokomotivführer, noch im krieg, hat er immer die arbeiter vom lager (gemeint ist „buschmannshof“, anm. der redaktion) zu krupp nach essen gefahren, wie hätten die ohne ihn da hinkommen können. sollen ja aber auch kinder umgekommen sein damals, ist aber doch schade um so einen jungen menschen, na ja, nächsten monat wäre er auch schon 85 geworden. bei mir geht`s ja mit der hüfte auch nicht mehr so recht, das mit dem einsteigen fällt manchmal schwer

wir erlauben uns zu vermuten, daß die stadt also nicht nur in tarifzonen, vielleicht vielmehr sogar auch in vergangenheit und zukunft aufgeteilt zu sein scheint!

ein sonderfall der gegenwart, auch in musikalischer hinsicht sind die ratinger alphornbläser, die uns in der epoche der vuvuzuelas mit einem konzert in der schinkelkirche in götterswickershamm erfreut haben. wie dem eingeweihten nicht entgangen sein wird, haben diese in den fremdenzimmern auf der schafstege genächtigt. diese haben natürlich ein gruppenticket zur haltestelle „görsicker“ gezogen (auch mußten sie nach der vorübergehenden sperrung der U4 keinen erhöhten fahrpreis zahlen, da der „umweg“ über die U3 keinen nachpreis erforderte). wenn die voerder u-bahn auch ein personenbeförderungssystem ist, haben wir nebenbei gelernt, daß neben hunden, kindern unter 6 jahren auch alphörner nicht fahrpeispflichtig sind.

im vertrag von tordesillas im jahre 1494 haben bekanntlich spanien und portugal die neue welt unter sich aufgeteilt, im vertrag von spellen AD 2010 die beiden backimperien die unterirdische welt der stadt: hier verläuft die sektorengrenze horizontal durch den helmut-pakulat-bahnhof: wenn also else dönskens, SSS (StockumerSiedlergemeinschaftSchafstege) und auch PWV (ProWaldVoerde), wohnhaft in stockum, also im nördlichen bereich AB), einen kastenwiener (ungesüßtes weißbrot) kaufen will, muß sie in den südlichen Bereich CD fahren, am besten mit der U1 (spellen bf – schacht lohberg) bis zur haltestelle „bahnhof voerde“, wo sich der für sie nächste, unteridische backshop befindet. die planmäßigen 6min fahrzeit kosten sie 1,95€ (tarifzonen A – C) + 1,70€ (für das Brot) = 3,65€. Aber wenn`s schmeckt!?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen