Dienstag, 29. Juni 2010

karl may kam nur bis friedrichsfeld

fahrpläne zu lesen war ja immer eine schmerzlich-lustvolle geißel kindlich-jugendlichen fernwehs gewesen, aber haltepunkte wie„franzosenfriedhof“ (oder wie die end(!)haltestelle der U3 im volksmund noch bedrohlicher „fr’feld-ost“ heißt) helfen der fantasie kaum in einen wilden westen. Der beklagenswerte schwund an fahrgästen scheint aber weniger darauf zurückfürbar, daß nun alle voerder umgesattelt hätten, gibt es in voerde auch noch so viele pferde. weder tief unter der erde noch hoch zu ross bewegen sich die voerder fort, sondern gar nicht mehr: so sind die bahnhöfe bevölkert, aber die züge leer, mit denen man ja auch weder nach santa fe noch nach dodge-city, sondern bestenfalls bis zum sportplatz in eppinghoven oder zum anita-thyssen-heim kommt. die gefahr einer angedrohten entführung durch die VUG (=VoerderUntergrundGegner) hält sich also in grenzen des götterswickerhammer gerichtsbezirks. das glück dieser erde ruht auf dem rücken der u-bahn; „der bahnhof an sich“ (winand schürmann, VUG hegelianisch) wäre also als aufenthaltsort wichtiger geworden als tatsächlich als ort, irgendwohin zu kommen. so hat sich eine klientel von jugendlichen „outlaws“ gebildet, die ihre wochenenden auf den bahnhöfen der voerder u-bahn verbringen. „voerde ist ein großer wartesaal“ sprayte unlängst billy the kid, einer der writer der VUG und weil es so viele jugendliche in voerde gäbe, die nicht wüßten, wohin, wären zumindestens die bahnhöfe, auch weil größtenteils überdacht, eine sinnvolle einrichtung, ja geradezu eine art jugendzentrum, auch weil es derer immer mehr gäbe, die auf den show-down warteten. der platz am bahnhof der DB (=deutsche bundesbahn) ja auch einfach nicht mehr ausgereicht hätte (so weiter schürmann), der VVV (=VoerderVerkehrsVerein) möchte bitte nur nicht versuchen, umgestürzte mülleimer, demolierte schilder und die hülsen von cashew-kernen der VUG anzulasten. So bleibt die sehnsucht eines erwachsenen. der showdown soll jetzt, hört man, am bahnacker stattfinden, was auch die installation der dortigen straßenbeleuchtung erklären könnte. wenigstens überirdisch passiert also doch noch was in voerde. auch der kaufmarkt ist umgebaut worden. demnächst – das voerder zeitwort – eröffnet bestimmt der saloon. high noon. im schwanenkino läuft wieder „the great train-robbery“. durch ort und zeit fegt tumbleweed.

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