Samstag, 19. Juni 2010

Wortbruch

"Wortbruch" und "Verschwendung unserer Steuergelder" scholt ein sichtlich erboster Reinhard Schulze-Neuhaus (FDP-Vorsitz, Anmerkung d. Redaktion) die Angekündigung des Baudezernenten Siegfried Brinkhoff, nun doch eine Haltestelle "Waldfriedhof" an der U3, im Volksmund auch "Witwenlinie" genannt, bauen zu wollen. Bislang war dies vom Planungsstab abgelehnt worden, weil unklare Bodenverhältnisse und mögliche Altlasten auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes "Speller Heide" den Schildvortrieb des Tunnelbaus zum Spießrutenlauf werden ließ. Nun jedoch präsentierte Brinkhoff vor dem Ratsausschuss eine "erweiterte Lösung", die lediglich "dem jüngsten demographischen Bericht der Stadt Voerde" Sorge trage. Diese sieht vor, den weiteren Verlauf der U3 ab der Haltestelle "Waldfriedhof" am Risselweg anders zu gestalten. Nicht nur aus Sicherheits-, wohl auch aus Etatgründen will der VVV (Voerder-Verkehrs-Verbund) im Bereich der Speller Heide die Linie oberirdisch weiterführen. Sie soll parallel zur Hans-Richter-Straße verlaufen, bis sie vor der Heidesiedlung wieder in einem Tunnelmund an der Albert-Einstein-Straße verschwindet. Am Franzosenfriedhof, gleichsam Halte- und Endpunkt der U3, könnte später dann der Anschluss an die geplante U5 (siehe Streckenplan) erfolgen. Die Gleiströge in der bereits errichteten Endhaltestelle sind bereits angelegt.

Brinkhoff kündigte ferner an, freilich unter dumpfem Protestgemurmel der FDP, dass es trotz der neuen "Marschrichtung gen Osten" (von der B8 zur Hans-Richter-Str., Anmerkung d. Redaktion), eine Haltestelle "Babcock" geben wird. Ein deutliches Zeichen des Dezernats, das längst überfällige U-Bahndepot schlussendlich auf dem Gelände des ehemaligen Kesselbauers errichten zu wollen. Offenbar wird es an der neuen Haltestelle "Waldfriedhof" eine Ausfädelung geben, welche die Bahn zum Industriepark führt, der dortige Kopfbahnhof "Babcock" wird dann dem Depot angegliedert.
Zu guter Letzt versuchte Brinkhoff auf emotionaler Ebene, die Wogen ein wenig zu glätten. Bei der Haltestelle "Waldfriedhof" sollten die Ratsherren "nicht nur an die älteren Mitbürger denken, sondern auch an die junge Generation, die sicher und bequem zum Tanzen fährt", womit er auf das äußerst beliebte Tanzlokal am Risselweg anspielte. Ein Argument, das angesichts Hunderter von autofahrenden Besuchern der Disco am Wochenende einleuchten mag. Die FDP verkündete jedoch unbeeindruckt und schmallippig, man wolle die Sache prüfen. Auch Winand Schürmann, Generalsekretär der VUG (VoerderUntergrundGegner) beließ es abschließend und gewohnt sarkastisch bei nur einem Satz: "Man schafft ein Grab und fährt im Tanzen fort."

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