Mittwoch, 8. Juli 2009

"Macht hoch die Tor und zu das Schranke"

Das automobile Parken stand kurz vor dem Aus und manch einer glaubte bereits vorauszusehen, wie dem Park am Jugendheim das Suffix "-platz" angehangen würde, denn wo sonst sollten sie bleiben, "die ganzen Käuferschichten des Mittelzentrums Voerde", so jedenfalls Lutz Isselboom, Vorsitzender des VAV (Voerder Automobil Verband) und Ausrichter der jährlichen VAA (Voerder Automobil-Austellung). Der Unmut seitens der jugendlichen Skater und anderer Subkulturen, eingeschlossen der VUG (VoerderUntergrundGegner) , war ihm mit dieser Äußerung gewiss. Nachdem schon der "Kaufmarkt" die Rollbrettfahrer nebst Anhang von seinem Parkplatz verscheucht hatte, "sollen nun schon wieder die 'Dreckschleudern' die Platzhoheit übernehmen?" Lieber stimme er dem Bau einer weiteren U-Bahnstation namens "Jugendzentrum" zu, schließlich hätte auch die VUG ein ökologisches Gewissen, wie auch deren Generalsekretär Winand Schürmann alsbald verlauten ließ. "Entweder U-Bahn oder Auto-Bahn, der Rat muss sich entscheiden! Dies wäre eine historische Chance, die Innenstadt endgültig in eine automobilfreie Zone zu verwandeln!", sagte er in einem Telefonat mit der Redaktion, wobei er indirekt das von Siegfried Brinkhoff favorisierte "Ride & Park & Ride" verurteilte.

Aber wie man es in der Voerder Politik seit Dekaden gewohnt ist, kam es in den vergangenen Wochen alles ganz anders. Der Verlust des Parkdecks am Grutkamp wird nun schnellstmöglich durch ein baugleiches "Gestellungsgebäude für Kraftfahrzeuge" (siehe Ratsbeschluss, Anm. d. Redaktion) für Kurzzeitparker ausgeglichen. Der mehrstöckige Anbau am Volksbankhochhaus ist damit passé. Und auch für das Parkdeck an der Friedrichsfelder Straße, welches einem 8-stöckigen Verwaltungsbau der VVV weichen wird, ist nun Ersatz in Sicht: Auf dem Marktplatz wird zwischen Rathaus und Sparkasse ein 5-stöckiges Parkhaus errichtet. Das schlichte Zweckbauwerk, welches farbig an das neue Design des Marktplatzes (Rostrot, Anm. d. Redaktion) angepasst werden soll, wird jedoch nicht nur Konsumenten zur Verfügung stehen (Schrankensystem mit Ticket, gekoppelt an VVV-Fahrkarten-Rabatte). Auch Langzeitparker oder Anwohner finden hier in einem durch Rolltore abgesicherten Bereich ihre Bleibe. Mit allerlei Plänen und Photomontagen beladen, stellte Siegfried Brinkhoff am Freitag das Bauprojekt auf der Ratssitzung vor.

Fraktionsübergreifend zeigten sich die Vertreter begeistert, nur Helmfried Kampen von der UWG war entsetzt: "Schon der Projektname trieft von Sarkasmus, aber von Herrn Brinkhoff war auch nichts anderes zu erwarten! 'Parkhaus am Marktplatz' sei ein Witz, der keiner ist!" schrieb er Samstag in einem offenen Brief an seine Parteikollegen, "Wenn dort solch ein Parkbunker entsteht, gibt es schlicht und ergreifend keinen Marktplatz mehr. Wo also sollen die Menschen ihr Gemüse kaufen?". Doch schon am Montag, noch bevor sich Brinkhoff diesen Fragen widmen konnte, hatten CDU und SPD Antworten parat. Offenbar hatte man sich über das Wochenende hinreichend Gedanken gemacht und die phantasievollen Vorschläge beider Parteien wussten zu überraschen: "Ein Markt über den Dächern unserer Stadt" schwebte beispielsweise Wilma Matuschek (SPD) vor. Ihrer Meinung nach könne der Wochenmarkt auf die oberste Parkebene verlegt werden. "Wenn es auf dem Dinslakener Hertie Sandstrände geben kann, warum dann nicht auf auf unserem Parkhaus einen Markt?" fragte sich die Sozialdemokratin, und CDU-Vize Herbert Lahberg sponn den Gedanken gleich weiter, "Vom Himmel hoch, da komm ich her" würde sicher der eine oder andere Besucher summen, wenn er vom Adventsmarkt im fünften Stock herabsteigt, und 'frohlocken', wenn er nur eine Etage tiefer in sein warmes Auto oder direkt am Rathaus (Haltestelle "Helmut-Pakulat-Bahnhof") in die U-Bahn einsteigen könne.






Das Parkhaus am Marktplatz, wie es Siegfried Brinkhoff in einer Photomontage präsentierte: "Ein Markt über den Dächern unserer Stadt"

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